Gesundheitswesen 2013; 75 - A230
DOI: 10.1055/s-0033-1354182

Prävalenz von chronischer Erkrankung und subjektiver Einschätzung des Gesundheitszustands bei Kindern und Jugendlichen – Erste Ergebnisse der Folgebefragung des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS-Welle 1)

M Schlaud 1, P Kamtsiuris 1 H Hölling 1, und die KiGGS Study Group
  • 1Robert-Koch-Institut, Berlin

Hintergrund: Chronische Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen sind häufig und können eine deutliche Beeinträchtigung der Gesundheit und der Teilnahme an sozialen Aktivitäten darstellen. Für die Kinder und Jugendlichen in Deutschland sollten bevölkerungsbezogene Häufigkeiten und Zusammenhänge bestimmt werden. Methoden: Datenbasis bildet die 2009 – 2012 durchgeführte Folgebefragung der KiGGS-Studie in 167 Städten und Gemeinden Deutschlands. In der KiGGS-Welle 1 wurden die jetzt 7- bis 17-jährigen Teilnehmer/innen der KiGGS-Basiserhebung (durchgeführt 2003 – 2006) wieder eingeladen (Wiederteilnahmequote 72%, n = 7913) und zusätzlich eine neue Bevölkerungsstichprobe von 0- bis 6-Jährigen (Teilnahmequote 42%, n = 4455) einbezogen. Es wurden standardisierte Telefoninterviews mit einem Elternteil und mit den Probanden ab 11 Jahren durchgeführt. Der Fragenkatalog enthielt Fragen nach dem Gesundheitszustand des Kindes im Allgemeinen (5-stufig von „sehr gut“ bis „sehr schlecht“), nach lang andauernden, chronischen Krankheiten oder Gesundheitsproblemen („ja“, „nein“) und danach, ob das Kind eingeschränkt oder daran gehindert ist, Dinge zu tun, die die meisten gleichaltrigen Kinder tun können („ja“, „nein“). Die gewichtete Datenauswertung erfolge mit SPSS-Prozeduren für komplexe Stichproben. Ergebnisse: Insgesamt schätzten 93,4% (95% KI 92,5 – 94,2) der Eltern den Gesundheitszustand ihres Kindes als „sehr gut“ oder „gut“ ein. Dabei zeigten sich keine Geschlechtsunterschiede, aber Unterschiede nach sozioökonomischem Status (SES niedrig: 88,2% (84,9 – 90,9) mittel: 94,0% (93,1 – 94,8) hoch: 96,8% (95,9 – 97,5) und ein negativer Zusammenhang mit dem Alter. 15,7% (14,8 – 16,6) der Probanden hatten laut Elternangabe eine oder mehrere chronische Krankheiten, 14,0% (12,4 – 15,7) aller Probanden waren laut Elternangabe eingeschränkt, Dinge wie Gleichaltrige zu tun. Kindern und Jugendliche ohne chronischer Krankheit wurde von 96,4% (95,7 – 97,0) der Eltern eine „sehr gute“ oder „gute“ Gesundheit zugesprochen im Gegensatz zu 77,3% (73,9 – 80,4) der chronisch kranken (p < 0,01). Von den chronisch kranken Kinder und Jugendliche waren 21,4% (18,2 – 24,79) eingeschränkt, Dinge wie Gleichaltrige zu tun, während dies nur für 4,2% (3,6 – 4,9) der nicht chronisch kranken zutraf (p < 0,01). Von den Probanden mit laut Eltern „sehr guter“ oder „guter“ Gesundheit kamen 91,1% (88,9 – 92,9) zur selben Einschätzung (p < 0,01). Diskussion: Von den unter 18-Jährigen in Deutschland leidet nach Elternangaben jeder/r sechste an mindestens einer chronischen Krankheit. Rund drei Vierteln von ihnen bescheinigen die Eltern dennoch eine „sehr gute“ oder „gute“ Gesundheit, jede/r Fünfte ist eingeschränkt, Dinge wie Gleichaltrige zu tun. Mit zunehmendem Lebensalter klaffen Eltern- und Selbsturteil immer weiter auseinander. Zudem zeigen sich inverse Zusammenhänge zwischen dem sozioökonomischen Status der Eltern und ihrer Einschätzung des Gesundheitszustands ihrer Kinder. Analytische Auswertungen der komplexen Zusammenhangsstrukturen sind in Vorbereitung.