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DOI: 10.1055/s-0033-1354181
Der Empowerment-Ansatz für gesunde Ernährung: Die Perspektive von Multiplikatoren zur Umsetzung in ihren Gemeinden
Hintergrund: Das Projekt „GENIESSER-Oberpfalz“ wendet den Empowerment-Ansatz auf das Thema „Gesunde Ernährung“ an. Dazu werden in ländlichen Gemeinden Gruppen initiiert, die in regelmäßigen Treffen Ideen für die Verbesserung von Ernärungsverhalten und/oder -verhältnissen generieren und umsetzen sollen. Die Gruppentreffen orientieren sich an Bedarf und Bedürfnissen der jeweiligen Gemeinden und Zielgruppen. Vor der Rekrutierung von Teilnehmern für die Gruppen werden deshalb Schlüsselpersonen in den Gemeinden identifiziert und um Teilnahme an Fokusgruppendiskussionen gebeten. Handlungspraktisches Ziel dieser Gespräche ist es, Informationen über Spezifika der jeweiligen Zielgruppe in der Gemeinde zu erhalten, um das Angebot „Genießer-Oberpfalz“ dementsprechend zu gestalten, sowie falls möglich die Unterstützung der Multiplikatoren als Akteure in der Gemeinde zu sichern. Die wissenschaftliche Fragestellung bezieht sich darüber hinaus auf die Sichtweisen und Erwartungen der Multiplikatoren zur Umsetzung eines Empowerment-Projektes für gesunde Ernährung. Methodik: Es liegen Daten aus 7 Fokusgruppendiskussionen (insg. 40 Teilnehmer) mit Multiplikatoren vor. Die Daten beziehen sich auf verschiedene Zielgruppen (Jugendliche: 1 Fokusgruppe, Junge Eltern: 3 Fokusgruppen, Senioren: 3 Fokusgruppen) in drei ländlichen Gemeinden der Region Regensburg. Unter den Multiplikatoren finden sich sowohl Personen, die professionell in der Gemeinde arbeiten, als auch ehrenamtlich tätige. Die Gruppendiskussionen wurden aufgezeichnet, wörtlich transkribiert und mithilfe der Software Atlas.ti einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen. Ziel der vorliegenden Analyse war es, die Themen zu identifizieren, die zielgruppen- und gemeindeübergreifend im Zusammenhang mit der Initiierung und Umsetzung eines Empowerment-Projektes für gesunde Ernährung auftauchen. Ergebnisse: Die Multiplikatoren können ernährungsbezogenen Bedarf und die spezifischen Bedürfnisse ihrer Zielgruppen gut beschreiben, weisen aber gleichzeitig auf andere Zielgruppen oder Gemeinden hin, deren Bedarf sie jeweils als dringlicher beurteilen. Genderaspekte spielen aus Sicht der (fast ausschließlich weiblichen) Multiplikatoren eine wichtige Rolle: Jungen oder Männer wären weder für Gruppenaktivitäten noch für das Thema „Gesunde Ernährung“ zu gewinnen. Hinsichtlich der erwarteten Erfolgsaussichten zeigen sich manche der Multiplikatoren aufgrund früherer eigener negativer Erfahrungen pessimistisch – ein wiederkehrendes Thema ist ein wahrgenommes ungünstiges Verhältnis von vielen Angeboten in der Gemeinde zu allgemein wenigen Teilnehmern –, andere vertrauen in ihre über den Lauf der Jahre vor Ort geschaffenen Netzwerke, die sie für eine erfolgreiche Rekrutierung nutzen könnten. Sie empfehlen, innerhalb bereits bestehender Gruppen Teilnehmer über persönliche Ansprache zu gewinnen. Das konsequente Umsetzen und Kommunizieren des Empowerment-Ansatzes bewerten sie vor allem für die Phase der Rekrutierung als kritisch. Sie raten zu konkreten Vorgaben bezüglich Form, Dauer und Inhalte der Gruppentreffen. Diskussion: Die Fokusgruppendiskussionen mit Schlüsselpersonen in den Gemeinden haben sich als eine wertvolle Informationsquelle für die Rekrutierung von Teilnehmern und die Konzipierung der Gruppentreffen erwiesen. Es überrascht, dass sich trotz der Heterogenität der Zielgruppen im Projekt und der beteiligten Gemeinden viele wiederkehrende Themen identifizieren lassen. Besonders in ihrer Skepsis gegenüber der Umsetzung eines Ernährungsprojektes mithilfe des Empowerment-Ansatzes finden sich starke Parallelen.