Gesundheitswesen 2013; 75 - A227
DOI: 10.1055/s-0033-1354179

Medikamentenbezogene Überzeugungen und Adhärenz bei Patienten mit rheumatoider Arthritis in Deutschland

C Apfelbacher 1, N Bartsch 1, G Riedelbeck 1, B Ehrenstein 2, J Loss 3, S Brandstetter 3
  • 1Universität Regensburg, Regensburg
  • 2Klinik und Poliklinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Asklepios Klinikum, Bad Abbach
  • 3Universität Regensburg, Regensburg

Hintergrund: Adhärenz (Therapietreue) in Bezug auf die verordnete Medikation ist für Behandlungserfolg und Prognose bei chronischen Krankheiten von großer Bedeutung. In früheren Untersuchungen zu Einflussfaktoren auf die Adhärenz bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) ergab sich bei Betrachtung von soziodemographischen und klinischen Faktoren kein konsistentes Bild. Möglicherweise spielen demgegenüber wahrnehmungs- und einstellungsbezogene Faktoren eine wichtigere Rolle. Vor diesem Hintergrund war Ziel der vorliegenden Studie, Zusammenhänge zwischen medikamentenbezogenen Überzeugungen und Adhärenz bei Patienten mit RA zu untersuchen. Methoden: Erwachsene Patienten mit einer ärztlich diagnostizierten RA wurden konsekutiv in einer rheumatologischen Klinik rekrutiert. Mithilfe eines Fragebogens sowie der Patientenakten wurden medikamentenbezogene Überzeugungen („Beliefs about Medicines Questionnaire“ (BMQ), Mahler et al. 2012), Adhärenz („Medication Adherence Rating-Scale” (MARS), Mahler et al. 2010), demographische, klinische, versorgungsbezogene Faktoren sowie weitere psychosoziale Konstrukte erfasst. Möglicherweise prädiktive Faktoren (Krankheitsdauer und -schwere, Nebenwirkungen der Medikation, Soziodemografie) wurden in multivariate logistische Regressionsmodelle eingeschlossen. Alle Auswertungen wurden mit SPSS für Windows durchgeführt. Ergebnisse: Daten von 262 Patienten mit RA (männlich: 31,3% Alter: 60,5 ± 13,0 Jahre) wurden für diese Interimsanalyse ausgewertet. Davon waren 66,9% non-adhärent. Non-Adhärenz wurde durch allgemeine Überzeugungen zu übermäßigem Gebrauch von Medikamenten durch Ärzte (OR = 1,12 CI: 1,01 – 1,24), allgemeine Überzeugungen zur Schädlichkeit von Medikamenten (OR = 1,12 CI: 1,00 – 1,25) sowie spezifische Befürchtungen hinsichtlich invidueller Medikation (OR = 1,11 CI: 1,03 – 1,19) prädiziert. Überzeugungen hinsichtlich allgemeiner Nützlichkeit und spezifischer Notwendigkeit von Medikamenten waren mit Adhärenz nicht assoziiert. Diskussion: Negative medikamentenbezogene Überzeugungen sind mit der Adhärenz von Patienten mit RA assoziiert. Das gilt sowohl für Annahmen über Medikamente im Allgemeinen als auch für die eigene verordnete Medikation. Positive Überzeugungen standen dagegennicht mit Adhärenzim Zusammenhang. Aus diesen Ergebnissen lassen sich Anhaltspunkte für zielgerichtete Patientenschulungsmaßnahmen zur Verbesserung der Adhärenz ableiten: die Reduktion von negativen medikamentenbezogenen Überzeugungen sollte dabei eine zentrale Rolle spielen.