Hintergrund: Untersuchungen zur Früherkennung von Krebserkrankungen sind seit vielen Jahren Bestandteil
des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenkassen. Die Weiterentwicklung dieser
Angebote hat gesundheitspolitisch einen hohen Stellenwert und wurde deshalb im „Nationalen
Krebsplan“ festgeschrieben, der im Jahr 2008 vom Bundesgesundheitsministerium und
weiteren wichtigen Akteuren initiiert wurde. Die Steigerung der Teilnahmeraten, im
Sinne einer informierten Entscheidung für die Untersuchung ist dabei ein Ziel. In
Analysen zur Akzeptanz von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen (KFU) in der Bevölkerung
zeigt sich häufig, dass Männer diese Angebote allgemein seltener nutzen als Frauen.
Anhand aktueller Daten der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1)
des Robert Koch-Instituts (RKI) wird untersucht, ob sich dieser Trend auch in einer
bevölkerungsrepräsentativen Befragung zeigt. Material und Methoden: In DEGS1 wurden Kenntnis und Inanspruchnahme von KFU allgemein, als auch zu einzelnen
KFU erhoben. Als wichtige Determinanten bei der Inanspruchnahme von KFU gelten u.a.
Alter, Geschlecht und sozioökonomischer Status, die ebenfalls in DEGS1 erhoben wurden.
Neben der geschlechtervergleichenden Darstellung der Inanspruchnahme der KFU auf Haut-
und Darmkrebs, sollen innerhalb der Gruppe der Männer die Unterschiede in der Inanspruchnahme
der KFU auf Prostatakrebs aufgezeigt werden. Zudem werden Determinanten der Inanspruchnahme
untersucht. Ergebnisse: Nach DEGS1 kennt ein Großteil der Bevölkerung die Empfehlungen zur Teilnahme an KFU,
Frauen etwas häufiger als Männer. Wird nach der regelmäßigen Inanspruchnahme von KFU
allgemein gefragt, bejahen dies deutlich mehr Frauen (67,2%) als Männer (40,0%). Bei
der Inanspruchnahme von Hautkrebs- und Darmkrebsfrüherkennung (Koloskopie) zeigen
sich dagegen nur geringe Unterschiede zwischen Männern und Frauen (z.B. Teilnahme
an Hautkrebsfrüherkennung in den letzten zwei Jahren: Frauen 25,8%, Männer 22,9%).
Werden die Ergebnisse hinsichtlich verschiedener Altersgruppen differenziert, zeigen
sich bei beiden Früherkennungsangeboten lediglich in den jüngeren Altersgruppen deutliche
Geschlechterunterschiede, jeweils zuungunsten der Männer. Mit zunehmendem Alter verbessern
sich die Teilnahmeraten insgesamt und nähern sich zwischen den Geschlechtern an. Bei
der Hautkrebsfrüherkennung ist die Teilnahmerate der 60- bis 79-jährigen Männer sogar
höher als die der Frauen. Die Daten aus DEGS1 zeigen auch, dass die Inanspruchnahme
der KFU von weiteren Determinanten beeinflusst wird, z.B. vom sozioökonomischen Status.
Für die Teilnahme an der männerspezifischen KFU auf Prostatakrebs (Tastuntersuchung)
weisen die DEGS1-Daten ebenfalls deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen
auf: 20,2% der Männer im Alter von 45 bis 49 Jahren gehen regelmäßig zu dieser KFU,
bei den 70- bis 79-Jährigen sind es 55,5%. Ein Gradient hinsichtlich des sozioökonomischen
Status‘ besteht bei hierbei allerdings nicht. Schlussfolgerungen: Bei der allgemeinen Einschätzung zur regelmäßigen Inanspruchnahme von KFU, berichten
auch in DEGS1 Männer seltener eine regelmäßige Teilnahme als Frauen. Das gilt jedoch
nicht für die Inanspruchnahme der KFU auf Haut- und Darmkrebs. Die Analyse weist allerdings
auf deutliche Altersunterschiede bei der Akzeptanz der Angebote hin das gilt auch
für die Inanspruchnahme der KFU auf Prostatakrebs. Gerade ältere Männer nehmen die
Angebote zur KFU in Anspruch und ihre Teilnahmeraten liegen zum Teil sogar über denen
der Frauen. Die Daten aus DEGS1 liefern wichtige Informationen, die eine größere Differenzierung
bei der Beschreibung der Inanspruchnahme von KFU erlauben. Somit können Gruppen identifiziert
werden, welche die bestehenden Angebote nicht oder nur unregelmäßig nutzen. Das kann
dazu beitragen, bestehende Krebsfrüherkennungsangebote zielgruppenspezifisch zu verbessern.