Gesundheitswesen 2013; 75 - A222
DOI: 10.1055/s-0033-1354175

Rangreihenprobleme bei Kommunaldaten mit altersstandardisierten Kennziffern – eine empirische Analyse

S Rauschert 1, S Scholz 2, R Annuss 3, J Kuhn 2
  • 1Ludwig Maximilians-Universität München, München
  • 2Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
  • 3Landeszentrum Gesundheit NRW, Bielefeld

Hintergrund: In vielen Anwendungsbereichen, z.B. in der Gesundheitsberichterstattung, in der Versorgungsforschung oder bei den Krebsregistern, kommen altersstandardisierte Kennziffern bei Regionalvergleichen zur Anwendung. Die Aussagekraft solcher Regionalvergleiche hängt entscheidend davon ab, wie reliabel bzw. konsistent die Rangreihen der Landkreise und kreisfreien Städte je nach angewandter Standardisierungsmethode sind bzw. welches Ausmaß Rangfolgeninkonsistenzen haben. Methoden: Zur Analyse der Rangreihen-Problematik wurden exemplarisch für den Indikator Sterbefälle Kennziffern für die bayerischen und nordrhein-westfälischen Landkreise mit verschiedenen Methoden der Altersbereinigung gebildet und die Konsistenz der Rangreihen verglichen. Ergebnisse: Die Sterblichkeits-Rangreihen der Landkreise und kreisfreien Städte zeigen je nach Standardisierungsmethode deutliche Inkonsistenzen. So zeigt sich zwischen direkter und indirekter Standardisierung in Bayern bei 96 Landkreisen für das Jahr 2008 ein maximaler Unterschied von 27 Rängen, wenn man für die direkte Altersstandardisierung die alte Europabevölkerung heranzieht. Verwendet man als Standardbevölkerung die Deutschlandbevölkerung 2008, so ergibt sich im Maximum nur noch ein Unterschied von 8 Rängen, verwendet man als Standardbevölkerung die bayerische Bevölkerung, sind es 7 Ränge. Für das Jahr 2011 ergeben sich ähnliche Befunde. Diskussion: Aufgrund der gesundheitspolitischen und epidemiologischen Bedeutung von angemessen und verlässlichen altersstandardisierten Vergleichsdaten für die Landkreise und kreisfreien Städte sollten die aufgezeigten Rangreihenprobleme vertieft analysiert werden, z.B. durch geeignete Simulationsverfahren. Mittelfristig sind die Empfehlungen zur Anwendung der gängigen Standardisierungsverfahren neu zu diskutieren.