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DOI: 10.1055/s-0033-1354088
Sozial Kapital und Tabakkonsum: Der Einfluss unterschiedlicher Kapitaldimensionen auf das allgemeine und die sozial bedingten Ungleichheiten im Rauchverhalten von Jugendlichen im Ländervergleich.
Hintergrund: Studien im Erwachsenen- und Jugendalter belegen, dass das soziale Kapital eine wesentliche Gesundheitsdeterminante darstellt. Als Individualressource wird dem Sozialkapital zudem ein Einfluss auf das Rauchverhalten von Individuen nachgesagt, die zudem mit dem sozialen Status variiert. Thesen, die bislang nur in Studien im Erwachsenenalter und anhand einzelner Indikatoren des sozialen Kapitals überprüft wurden. Das Ziel der vorliegenden Studie ist es daher, den Einfluss unterschiedlicher Indikatoren des sozialen Kapitals auf das allgemeine wie auch auf die Ungleichheiten im Rauchverhalten von Jugendlichen aus vier Ländern zu belegen. Methoden: Datenbasis ist die internationale „Health Behaviour in School-aged Children“ (HBSC) Studie aus dem Jahr 2006 in Belgien, Großbritannien, Kanada und Rumänien. Mithilfe von logistischen Regressionsmodellen wird der Einfluss des sozialen Kapitals auf das allgemeine und die Ungleichheiten im Rauchverhalten von Jugendlichen im Alter von 11 bis 15 Jahren im Ländervergleich untersucht (n = 6.460). Als Individualressource wird das soziale Kapital in seinen unterschiedlichen Dimensionen (strukturell vs. kognitiv formal vs. informal, horizontal vs. vertikal) und in unterschiedlichen Settings (Schule vs. Nachbarschaft) dargestellt. Die sozioökonomische Lage wird anhand der etablierten Family Affluence Scale gemessen. Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen, dass ein Großteil der Berücksichtigten Indikatoren des sozialen Kapitals das allgemeine Rauchverhalten von Jugendlichen reduziert. Lediglich die formellen und informellen Kapitalindikatoren in der Nachbarschaft (Freundschaftsnetzwerk) und in der Schule (Teilhabe in der Schule) sind mit einem erhöhten Risiko des Tabakkonsums assoziiert. Die identifizierten Zusammenhänge variieren dabei nur kaum mit dem sozialen Status von Jugendlichen. Demnach operiert das soziale Kapital als Risiko- und Schutzfaktor ungeachtet der sozialen Position eines Jugendlichen. Die Ergebnisse variieren dabei nur unwesentlich zwischen den Ländern. Diskussion/Schlussfolgerung: Diese Studie bietet erstmals Evidenz über die unterschiedliche Interaktion zwischen dem sozialen Kapital und dem Rauchverhalten von Jugendlichen. Entgegen bisheriger Studien, variiert der Zusammenhang zwischen dem sozialen Kapital und dem Rauchverhalten nicht mit dem sozialen Status, was auf die Besonderheit des sozialen Kapitals als Risiko- und Schutzfaktor des Rauchens im Jugendalter hinweist. Präventionsmaßnahmen im Jugendalter sollten daher die unterschiedliche „Wirkungsweise“ des sozialen Kapitals aufgreifen und in entsprechende Interventionsstrategien enthalten.