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DOI: 10.1055/s-0033-1354078
Zufriedenheit behinderter und nicht behinderter Mütter mit der medizinischen Betreuung während der Geburt
Mit der Verabschiedung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK) und deren Ratifizierung in Deutschland 2009 gewann auch das Thema Behinderung und Elternschaft wieder größere öffentliche Aufmerksamkeit. Es lassen sich jedoch weiterhin Unsicherheiten in Bezug auf die medizinische Versorgung bei Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt feststellen. Abraten vom Kinderwunsch, Drängen zu einem Schwangerschaftsabbruch oder Anraten von Entbindungen per Kaiserschnitt ohne hinreichende medizinische Indikation sind nur einige Probleme, die in diesem Zusammenhang immer wieder genannt werden (Hermes 1998, 2004, Specht 2006, Levc 2008 u.a.). In der im Auftrag der Roland Ernst Stiftung für Gesundheitswesen durchgeführte Studie „Einflussfaktoren auf Fertilität, Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft behinderter und chronisch kranker Frauen und Männer“ wurde u.a. die Zufriedenheit mit der medizinischen Betreuung während der Geburt analysiert. Die Analyse umfasst die Sekundärauswertung der Perinatalstatistik Sachsen2008/2009, und 2011 eine Screeningbefragung zumZeitpunkt der Geburt zur Erfassung des Anteils chronisch kranker/behinderter Eltern sowie eine vertiefende teilstrukturierte schriftliche Befragung zu drei Messzeitpunkten (T0-T2). Aus den vorliegenden 1.160 Screeningbögen wurden zum Zeitpunkt T0 (innerhalb der ersten 4 Wochen nach der Geburt) 45 Mütter mit und 35 ohne Behinderung erneut befragt. Zum Zeitpunkt T0 wurden die Frauen zu ihren Geburtserlebnissen und der Zufriedenheit mit der medizinischen Betreuung während der Geburt befragt. Während die Betreuung durch den Arzt bzw. auf der Wöchnerinnenstation von gesunden Frauen etwas häufiger uneingeschränkt positiv bewertet wurde, traf das bei behinderten/chronisch kranken Frauen für die Hebammenbetreuung zu. Die Unterschiede sind jedoch nicht signifikant (Unterschiede in der Bewertung der ärztlichen Versorgung p = 0,093). Die Bewertung für die ärztliche Betreuung beruht vor allem auf den Punkten:Freundlichkeit und Kompetenz des Arztes sowie gute Aufklärung seitens der Mediziner einerseits, wahrgenommene Unnahbarkeit andererseits. Einige Frauen hatten keinen oder kaum Bedarf der Unterstützung seitens eines Arztes. In Bezug auf die Bewertung der Hebammen konzentrieren sich die Aussagen der Mütter im Wesentlichen auf zwei Aspekte: Empathie und Kompetenz. Die Hebammen gaben Sicherheit und klare Anweisungen. Fünf Mütter hatten infolge einer Sectio kaum Kontakt zur Hebamme. Sowohl in den Antworten zur Zufriedenheit mit den Ärzten als auch mit den Hebammen wird deutlich, dass sich alle untersuchten Frauen unter der Geburt in erster Linie eine verständnisvolle Begleitung der Geburt wünschen, dass sie selbst mit entscheiden möchten, wozu sie auch unter der Geburt Erklärungen wünschen. Die Kommunikation unter der Geburt wird somit von den Müttern als sehr wichtig angesehen. Der von der Mehrheit der Frauen berichtete Umgang zwischen Ärzten bzw. Hebammen und den Frauen stärkt letztlich das Vertrauen in das medizinische Personal und fördert die gute Führbarkeit der Frau unter der Geburt. Dass sich behinderte/chronisch kranke Frauen weniger einbezogen fühlen bzw. weniger Unterstützung bekamen als erwartet, sollte zukünftig in der Betreuung dieser Gruppe noch stärkere Beachtung finden. Wünsche und Bedürfnisse behinderter/chronisch kranker Frauen sollten weiter analysiert werden, der Umgang mit den betroffenenSchwangeren und Müttern auch in Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen für ärztliches und pflegerisches Personal thematisiert werden.