Trends in gesundheitlichen Ungleichheiten bei psychosomatischen Beschwerden im Jugendalter in Europa, Nordamerika und Israel, 1994 – 2010

Hintergrund: Einschlägige Studien im Erwachsenenalter verweisen auf eine Konsistenz oder auf eine Vergrößerung gesundheitlicher Ungleichheiten in den letzten Jahrzehnten. Bislang liegen kaum Studien vor, die die zeitliche Entwicklung gesundheitlicher Ungleichheiten im Kindes- und Jugendalter beleuchtet haben insbesondere fehlt eine internationale Perspektive. Das Ziel der Studie ist es, die Entwicklung sozioökonomischer Ungleichheiten bei psychosomatischen Beschwerden im Jugendalter von 1994 – 2010 in Europa, Nordamerika und Israel zu analysieren. Methoden: Datenbasis ist die internationale „HealthBehaviour in School-aged Children“ (HBSC) Studie aus fünfSurveyjahren (1994, 1998, 2002, 2006 und 2010). Mithilfe von log-binomialenRegressionsmodellen wurde das Ausmaß gesundheitlicher Ungleichheitin multiplen psychosomatischenBeschwerden bei 11- bis 15-jährigen Heranwachsenden erfasst. Die sozioökonomische Lage wurde anhand der Einschätzung der familiären finanziellen Lage operationalisiert. Ergebnisse: In fast allen Ländern zeigten sich zu allen Surveyjahrensozioökonomische Ungleichheiten in der psychosomatischen Beschwerdelast, vor allem seit 2002. In den meisten Ländern (32 Länder) bleiben diese Ungleichheiten über den untersuchten Zeitraum konstant, in 5 Ländern ist ein Anstieg der Ungleichheiten zu beobachten. Nur in der Ukraine verringerten sich die Ungleichheiten in der gesundheitlichen Beschwerdelast. Diskussion/Schlussfolgerung: Diese Studie bietet erstmals Evidenz über die zeitliche Entwicklung sozioökonomischer Ungleichheiten in der psychosomatischen Beschwerdelast von Heranwachsenden in Europa, Nordamerika und Israel. Überwiegend zeigt sich eine Verfestigung gesundheitlicher Ungleichheiten über einen Zeitraum von 16 Jahren. Dies verdeutlicht, dass bisherige Maßnahmen nicht zur Verringerung gesundheitlicher Chancengleichheiten beitragen und Bemühungen der Sozial- und Gesundheitspolitik verstärkt werden müssen.