Einleitung/Hintergrund: Laut statistischem Bundesamt haben im Jahr 2011 in Deutschland knapp ein Drittel
aller Frauen per Kaiserschnitt entbunden. Die Kaiserschnittrate hat sich somit in
den letzten 20 Jahren fast verdoppelt.(1) Eine Studie von Paranjothy et al konnte
zeigen, dass zwischen den einzelnen Geburtseinrichtungen erhebliche Unterschiede bezüglich
der Kaiserschnittraten festzustellen sind, wobei durch die ungleiche Verteilung der
Risiken der Mütter (Case-Mix) nur 34% der Varianz der einrichtungsspezifischen Kaiserschnittrate
erklärt werden konnten.(2) Ziel dieser Arbeit ist es anhand von Sekundärdaten Faktoren
auf Seiten der Krankenhäuser zu identifizieren, die die Rate an Schnittentbindungen
beeinflusst. Daten/Methoden: Grundlage der Datenanalyse sind die Qualitätsberichte des Jahres 2010, die von allen
nach §108 SGB V zugelassenen Krankenhäusern veröffentlicht werden müssen. Unsere Analysen
basieren auf den Daten von 663.597 stationären Krankenhausentbindungen aus 807 unterschiedlichen
Krankenhäusern. Anhand von Regressionen werden mögliche Zusammenhänge, sowohl zwischen
Krankenhauseigenschaften (z.B. Trägerschaft, akademischer Lehrstatus), als auch zwischen
strukturellen Eigenschaften (z.B. Haupt- oder Belegabteilung, Hebammenrate) der behandelnden
Abteilung und der Kaiserschnittrate untersucht. Ergebnisse: Laut unseren Daten ergibt sich für das Jahr 2010 eine Kaiserschnittrate von 38,8
Prozent. Hierbei liegt der Anteil primärer Kaiserschnitte (geplante Kaiserschnitte)
bei 48,6%. Die Entbindungen mit instrumenteller Hilfe (Vacuum- oder Zangenentbindung)
machen 5,9% der stationären Entbindungen aus. Erste Datenanalysen zeigen auf Krankenhausebene
einen Zusammenhang zwischen der Lage des Krankenhauses und der Kaiserschnittrate.
Auf Abteilungsebene wirkt sich die Hebammenrate und die Art der Abteilung auf den
Anteil der Schnittentbindungen aus. Weitere Berechnungen folgen. (Vorläufige Ergebnisse,
Stand Mai 2013), Diskussion/Schlussfolgerung: Im Falle einer Kaiserschnittentbindung liegt in 80% der Fälle eine relative und in
10% der Fälle keine medizinische Indikation (Wunschkaiserschnitt) vor.(3) In wie weit
die Höhe der Kaiserschnittrate der einzelnen Einrichtungen auf die unterschiedliche
Interpretation der relativen Indikationen zurückzuführen sind, oder ob organisationale
Faktoren die Entscheidung zum Kaiserschnitt systematisch beeinflussen, muss im Hinblick
auf die Ergebnisse diskutiert werden.