Gesundheitswesen 2013; 75 - A1
DOI: 10.1055/s-0033-1353997

Ernährungsberatung in der Hausarztpraxis. Erste Ergebnisse einer bundesweiten Hausärztebefragung zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen

T Yarmoliuk 1, M Mayer 2, R Herr 3, K Diehl 1, C Bock 1, S Schneider 1
  • 1Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim
  • 2Internistische Gemeinschaftspraxis Dr. med. Manfred Mayer und Dr. med. Angela Schmid, Mannheim
  • 3Ärztenetz Qu@linet e.V. Mannheim

Hintergrund: Ungünstige Ernährungsgewohnheiten stellen eine wichtige Determinante für chronische kardiovaskuläre Erkrankungen dar. Daher wird die Umstellung auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung als eine der zentralen Strategien zur Prävention dieser Krankheiten erachtet. Bei der Förderung von gesunden Ernährungsgewohnheiten befinden sich insbesondere Hausärzte aufgrund der regelmäßigen Patientenkontakte in einer bedeutenden Position. Auf Basis einer aktuellen repräsentativen, bundesweiten Hausärztebefragung sollten die Einstellungen der Hausärzte sowie ihr Angebot an Ernährungsberatung im Rahmen der kardiovaskulären Prävention untersucht werden. Methoden: Im Rahmen der ÄSP-kardio-Studie (Ärzte-Survey zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen) wurden von Oktober 2011 bis März 2012 bundesweit über 4.000 Hausärzte (Fachärzte für Allgemeinmedizin, praktische Ärzte und hausärztlich tätige Internisten) unter anderem zum Angebot an Ernährungsberatung und weiteren Maßnahmen zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen befragt. Ergebnisse: Die überwiegende Mehrheit der befragten Hausärzte (98,0%) erachtete eine Ernährungsumstellung als wichtig für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Jedoch schätzten nur knapp die Hälfte der Befragten (48,7%) die Motivation ihrer Patienten zur Veränderung der Ernährungsgewohnheiten als erfolgreich ein. Ob eine Ernährungsberatung stattfand, war von mehreren Faktoren abhängig. Beispielsweise berieten vor allem weibliche Ärzte (OR = 1,32 95%-KI [1,05 – 1,65]), Ärzte mit hohem Patientenaufkommen (OR = 1,33 95%-KI [1,06 – 1,65]) und Hausärzte, die mehr Privatversicherte (OR = 1,80 95%-KI [1,44 – 2,25]) und Risikopatienten betreuten, ihre Patienten eher hinsichtlich ihrer Ernährung. Diskussion: In der ÄSP-kardio-Studie wurden erstmals bundesweit repräsentative Daten zur Ernährungsberatung in der hausärztlichen Praxis erhoben. Die Ergebnisse legen nahe, dass für ernährungsbezogene Beratungsangebote in der Praxis sowohl arzt- als auch patienten- und praxisbezogene Faktoren relevant sind. Unterschiede bei der Ernährungsberatung zwischen gesetzlich und privat versicherten Patienten deuten u.a. auf unterschiedliche Vergütungmöglichkeiten ärztlicher Beratung hin. Auch besteht ein erhöhter Beratungsbedarf bei Risikopatienten (z.B. bei Dialysepatienten oder nach Organtransplantationen).