Z Gastroenterol 2013; 51 - K467
DOI: 10.1055/s-0033-1353107

BCG-Sepsis als Ursache einer schweren granulomatösen Hepatitis

S Schlosser 1, C Prieschenk 2, K Weigand 1, M Müller 1, S Brost 1
  • 1Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin 1, Gastroenterologie, Endokrinologie, Rheumatologie und Infektiologie, Regensburg, Germany
  • 2Universitätsklinikum Regensburg, Innere Medizin II, Kardiologie, Regensburg, Germany

Ein 70-jähriger Patient wurde aus einem peripheren Krankenhaus mit reduziertem Allgemeinzustand, Dysurie, wiederholten Fieberschüben bis 40 °C, beginnender respiratorischer Insuffizienz und beginnendem Leberversagen zuverlegt. Die Fokussuche mittels wiederholten Blutkulturen, Urinstatus und -kultur, Oberbauchsonografie, CT-Thorax und -Abdomen war bislang unauffällig geblieben

Anamnestisch berichtete der Patient von einer zwei Wochen zuvor erfolgten Instillation der Harnblase mit dem attenuierten Lebendimpfstoff gegen Tuberkulose Bacillus Calmette-Guérin (BCG) zur Tumortherapie bei oberflächlichem Harnblasenkarzinom (Cis). Zur weiteren Abklärung erfolgte bei zunehmender respiratorischer Insuffizienz eine Bronchoskopie mit Lavage. Hier gelang kein Keimnachweis. Im Verlaufs-CT Thorax zeigte sich 14 Tage nach Beginn der Symptomatik nun das Bild einer miliaren Pneumonie gut vereinbar mit einer systemischen BCG-Infektion. Zur Diagnosesicherung bei beginnendem Leberversagen erfolgte eine Leberbiopsie, die eine schwere granulomatöse Hepatitis zeigte. Eine unklare Hauteffloreszenz am rechten Unterschenkel wurde exzidiert und ergab ebenfalls eine granulomatöse Infektion. Bei klinischem Bild einer BCGitis wurde eine sofortige tuberkulostatische Therapie mit Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol und Moxifloxacin eingeleitet. Darunter kam es zu einer raschen Entfieberung sowie zu einer Besserung der pulmonalen Situation und einem raschen Rückgang der Infektparameter. Die BCGitis entsteht durch Einschwemmen des Mycobacterium bovis in die Blutbahn, z.B. bei traumatischer Katheterisierung im Rahmen der BCG-Instillation. Eine Therapieindikation ist bei derartigen Fällen auch ohne Erregernachweis gegeben, da der Nachweis in Blut, Urin oder Sputum auch mit neuester PCR-Technik nur selten gelingt. Aufgrund der Schwere des Verlaufs ist bei diesem Patienten die tuberkulostatische Therapie für 9 Monate vorgesehen. Zum aktuellen Zeitpunkt nach vierwöchiger Therapie ist der Patient beschwerdefrei und die Leberwerte haben sich normalisiert.

Bei Patienten unter BCG-Therapie kann eine schwere systemische BCG-Infektion in 1% der Fälle auftreten und sollte als seltene Ursache einer unklaren Infektion und eines Leberversagens bedacht werden.