Z Gastroenterol 2013; 51 - K466
DOI: 10.1055/s-0033-1353106

Patientin mit unklarer Erhöhung der Gamma-GT

G Simeunovic 1, A Tannapfel 2, W Schmiegel 1, T Brechmann 1
  • 1Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Medizinische Klinik, Bochum, Germany
  • 2Institut für Pathologie der Ruhr-Universität Bochum am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum, Germany

Eine 58-jährige Patientin stellte sich wegen einer seit Jahren bestehenden GGT-Erhöhung in unserer Klinik vor. Die Patientin gab einen gelegentlichen Alkoholkonsum an und nahm seit Jahren Pregabalin, Metamizol und Ibuprofen zur Schmerztherapie bei einem Bandscheibenprolaps ein. Zudem berichtete sie über gelegentliche Müdigkeit ohne B-Symptomatik. Eine Promiskuität wurde verneint. Länger zurückliegende Auslandsaufenhalte in Nordafrika.

In der körperlichen Untersuchung präsentierte sich eine schlanke Patientin (BMI von 24 kg/m2) in gutem Allgemeinzustand. Kein Ikterus. Das Abdomen war weich, die Leber palpatorisch unauffällig und die Milz nicht tastbar, keine palpatorisch vergrößerten Lymphknoten und ein blander oropharyngealer Status.

In der Laborchemie zeigten sich normale Transaminasen und AP bei einer GGT von 110 U/l (Referenzwert < 39). Serologisch konnte eine Virus- und eine Autoimmunhepatitis ausgeschlossen werden, Hinweise für eine Hämochromatose oder einen Morbus Wilson gab es ebenfalls nicht. Diskret erhöhtes Gesamtcholesterin.

In der Sonografie fiel eine Leber mit diffus inhomogenem Parenchym auf. Das Flussmuster über der Portalvene, der Arteria hepatica und den Lebervenen war regelrecht. Eine intra- oder extrahepatische Cholestase kam nicht zur Darstellung.

Zur weiteren Abklärung wurde die Patientin laparoskopisch leberbiopsiert. Dabei zeigte sich bereits makroskopisch ein auffälliger Befund mit einer weiß gesprenkelten Oberfläche der Leber wie bei einer Peritonealkarzinose.

Histologisch hingegen konnte neben einer leichten Fettstoffwechselstörung im Sinne einer NAFLD die Diagnose eines sogenannten von Meyenburg-Komplexes der Leber (VMC) gestellt werden. Hierbei handelt es sich um biliäre Mikrohamartome, die oft multipel auftreten und häufig asymptomatisch bleiben. Da in einzelnen Kasuistiken eine maligne Transformation beschrieben wurde, ist eine Verlaufskontrolle der VMC sicher sinnvoll. Unklar bleibt, ob es Kofaktoren gibt, die zur (seltenen) malignen Entartung der VMC beitragen. Da eine bildmorphologische Abgrenzung zu anderen benignen und malignen Leberläsionen schwierig ist, bleibt zur Diagnosestellung letztlich nur die Leberbiopsie.