Z Gastroenterol 2013; 51 - K462
DOI: 10.1055/s-0033-1353102

Ösophagusdivertikel mit ösophagobronchialer Fistel: Seltene Ursache einer chronischen Dysphagie

S Zuniga 1, A Massmann 2, M Wagner 3, F Lammert 1, V Zimmer 1
  • 1UKS, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Germany
  • 2UKS, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Homburg, Germany
  • 3UKS, Institut für Allgemeine und Spezielle Pathologie, Homburg, Germany

Einleitung: Mit Ösophagusdivertikeln assoziierte ösophagobronchiale Fisteln sind im Erwachsenalter nur sehr selten beobachtet worden. Wir berichten den Fall einer Patientin mit einem großen Divertikel im mittleren Ösophagus mit sekundärer Fistelung ins Bronchialsystem.

Klinischer Fall: Die 56-jährige Patientin stellte sich mit dysphagischen Beschwerden und Regurgitationen vor. Ferner berichtete sie über rezidivierende bronchopulmonale Infektionen seit 3 Jahren. 1993 war ein Mammakarzinom rechts diagnostiziert worden; 2007 erfolgte bei axillärem Lymphknoten-Rezidiv eine Lymphknoten-Dissektion mit lokaler Radiatio. In der aktuellen ÖGD zeigte sich ein großes Divertikel im mittleren Ösophagus; zudem bestand der Verdacht auf einen Fistelabgang mit Speiseresten in der Tiefe im Divertikeldach ohne akute entzündliche Veränderungen. Radiologisch konnte das Vorliegen einer ösophagobronchialen Fistel bestätigt werden. In der Bronchoskopie zeigte sich verquollene Schleimhaut im rechten Unterlappen mit Verlegung des medialen Segments durch Speisereste. Im Verlauf erfolgte eine Divertikulektomie mit RB6-Resektion unter Mitresektion der Fistel. Histologisch zeigte sich eine teils plattenepithelial, teils mit Flimmerepithel ausgekleidete Fistel mit chronisch rezidivierender Entzündung. Der histopathologisch unauffällige Aufbau der Divertikelwand stützte die Diagnose eines Traktionsdivertikels. Der postoperative Verlauf inklusive Breischluckkontrolle war unauffällig.

Diskussion: Divertikel im mittleren Ösophagus sind heutzutage mehrheitlich als Pulsionsdivertikel mit oft subklinischer Motilitätsstörung anzusehen. Da die klinische Symptome häufig nur gering ausgeprägt sind, werden sie häufig im Rahmen endoskopischer oder radiologischer Untersuchungen zufällig entdeckt. Schwerwiegende Komplikationen wie Fistelung in benachbarte Organe sind sehr selten. Im hier vorgestellten Fall wurde bei chronischem Fistelaspekt mit segmental destruierenden pulmonalen Veränderungen die Indikation zur operativen Therapie gestellt. Aufgrund der pathologischen Befunde am Resektat gehen wir von einem primären Traktionsdivertikel (bei Pulsionsdivertikeln lediglich Nachweis von Mukosa und Submukosa) mit postentzündlich bedingter ösophagobronchialer Fistelung (DD nach spontaner Divertikelruptur) aus.