Z Gastroenterol 2013; 51 - K461
DOI: 10.1055/s-0033-1353101

Tako-Tsubo-Cardiomyopathie nach therapeutischer Coloskopie

M Rusticeanu 1, B Cremers 2, F Lammert 1, V Zimmer 1
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Innere Medizin II, Homburg, Germany
  • 2Universitätsklinikum des Saarlandes, Innere Medizin III, Homburg, Germany

Einführung: Die Tako-Tsubo-Cardiomyopathie (TTC; „apical ballooning syndrome“) stellt eine wichtige Differenzialdiagnose zur koronar bedingten Myokardischämie dar und betrifft insbesondere postmenopausale Frauen. Charakterisiert durch transiente apikale Wandbewegungsstörungen des linken Ventrikels, wird die Genese der TTC im Kontext psychischer und/oder physischer Stressbelastungen gesehen. Als Auslöser werden Koronarspasmen, mikrovaskuläre Dysfunktion, Myokarditis und Katecholamin-Toxizität diskutiert. Die Prognose ist insgesamt günstig, wobei jedoch schwerwiegende Komplikationen wie Herzruptur, intrakardiale Thromben und Rhythmusstörungen auftreten können.

Anamnese und klinischer Verlauf: Eine 71-jährige Patientin berichtete am Abend nach komplikationslos durchgeführter Coloskopie mit Entfernung in Piece-meal-Technik (nach Unterspritzung mit 5 ml Suprareninlösung 1:10000) eines flachen, 20 mm großen Polypen im distalen Sigma unter Sedierung mit 300 mg Propofol und 2 mg Dormicum über starke thorakale Schmerzen mit Ausstrahlung in den linken Arm. Die körperliche Untersuchung war bis auf ein 3/6-Systolikum mit p.m. über Erb und Fortleitung in der Axilla unauffällig. Im EKG zeigte sich: ein normofrequenter Sinusrhythmus mit Linkstyp und inkomplettem Rechsschenkelblock bei R-Verlust in V2-V4 und ST-Hebungen in V3-V4. Laborchemisch imponierte eine isolierte Troponinerhöhung mit einem Maximalwert von 117 pg/ml. Echokardiographisch zeigte sich ein normal großer, nicht hypertrophierter linker Ventrikel mit guter systolischer LV-Funktion bei umschriebener apikaler Hypokinesie. In der notfallmäßig durchgeführten Koronarangiografie konnte eine koronare Herzerkrankung ausgeschlossen und eine Tako-Tsubo-Cardiomyopathie gesichert werden. Unter konservativer Therapie erholte sich die kardiale Pumpfunktion der Patientin vollständig.

Diskussion: Wir berichten über eine TTC als sehr seltene kardiale Komplikation im Rahmen einer therapeutischen Coloskopie mit Propofol-Sedierung. Auch wenn andere Faktoren nicht auszuschließen sind (insbesondere endogene und exogene Katecholamine), sind vereinzelte TTC-Fälle nach Narkose-Einleitung mit Proprofol-haltigen Schemata berichtet worden, so dass die TTC als mögliche Komplikation einer Propofol-Sedierung beachtet werden sollte.