Z Gastroenterol 2013; 51 - K396
DOI: 10.1055/s-0033-1353046

Die Langzeit-Auswirkungen der multimodalen Therapie auf die Stuhlkontinenz und der urogenitalen Funktion bei Rektumkarzinom-Patienten

A Ulrich 1, Y Kulu 1, P Contin 1, T Bruckner 2, M Sturm 1, T Welsch 1, B Müller-Stich 1, J Huber 3, MW Büchler 1
  • 1Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Germany
  • 2Institut für Medizinische Biometrie & Medizinische Informatik, Heidelberg, Germany
  • 3Urologische Universitätsklinik, Heidelberg, Germany

Einleitung: Rektumkarzinom-Patienten werden um die Lokalrezidivrate zu senken oder ggfs. einen Sphinktererhalt zu ermöglichen einer multimodalen Therapie zugeführt. Es hat sich aber auch gezeigt, dass diese Therapien durchaus mit funktionellen Beeinträchtigungen verbunden sind, die die Lebensqualität der Patienten massiv beeinträchtigen können.

Ziele: Zu untersuchen, welche Faktoren die Inzidenz der Stuhlinkontinenz und Störungen der urogenitalen Funktion nach multimodaler Therapie beim Rektumkarzinom begünstigen.

Methodik: Für diese Studie wurden im Zeitraum von Oktober 2001 und Dezember 2007 insgesamt 613 Patienten aus einer prospektiv geführten Rektumkarzinom Datenbank identifiziert. Standardisierte Fragebögen wurden verwendet, um die Stuhl- und Urinkontinenz, sowie die Sexualfunktion zu bestimmen. Relevante klinische Variablen wurden mittels uni-und multivariater Analysen untersucht. Prädiktoren für das funktionelle Ergebnis wurden durch binäre logistische Regressionsanalysen identifiziert.

Ergebnisse: Die Daten von 263 (43%) Patienten waren für die Analyse verfügbar. In der univariaten Analyse war die neoadjuvante Therapie (P < 0,001) und in der multivariaten Analyse die neoadjuvante Strahlentherapie (P = 0,004) und die tiefe anteriore Resektion (LAR) (P = 0,051) mit Auftreten der Stuhlinkontinenz verbunden. Die Hazard Ratio für die Entwicklung der Stuhlinkontinenz betrug 3,3 (1,6 – 6,8) für Patienten, nach Kurzzeit-Strahlentherapie. Postoperativ entwickelten 125 Patienten (51,2%) eine Urininkontinenz Hier waren Frauen deutlich häufiger betroffen (P < 0,001). In der univariate Analyse wurden Alter (p < 0,01), ASA-Klasse (P = 0,01) und LAR (P = 0,01) mit Störungen der männlichen Sexualfunktion assoziiert.

Schlussfolgerung: Die multimodale Therapie insbesondere der tief sitzenden Rektumkarzinome ist mit einer erhöhten Inzidenz von Stuhlinkontinenz assoziiert und wirkt sich negativ auf die Sexualfunktion aus. Das funktionelle Ergebnis nach multimodaler Therapie des Rektumkarzinoms könnte durch weitere Verbesserungen der operativen Technik und strengerer Auswahl der Patienten die einer neoadjuvanten Therapie zugeführt werden verbessert werden. Intraoperativ sollten relevante pelvine Nerven besser geschont und unnötige Strahlenbelastung vermieden werden.