Z Gastroenterol 2013; 51 - K394
DOI: 10.1055/s-0033-1353044

Metaanalyse zur stadienspezifischen Häufigkeit und prognostischen Relevanz der Aneuploidie beim sporadischen kolorektalen Karzinom

T Laubert 1, S Freitag-Wolf 2, M Linnebacher 3, A König 4, B Vollmar 5, T Keck 6, JK Habermann 1
  • 1Klinik für Chirurgie, UKSH Campus Lübeck, Sektion für Translationale Onkologie und Biobanking, Lübeck, Germany
  • 2Institut für medizinische Informatik und Statistik, UKSH Campus Kiel, Kiel, Germany
  • 3Klinik für Chirurgie, Universitätsklinikum Rostock, Abteilung für molekulare Onkologie und Immuntherapie, Rostock, Germany
  • 4Klinik für Chirurgie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • 5Institut für chirurgische Forschung und zentrale Versuchstierhaltung, Universität Rostock, Rostock, Germany
  • 6Klinik für Chirurgie, UKSH Campus Lübeck, Lübeck, Germany

Hintergrund: Seit langem wird angenommen, dass Aneuploidie einen unabhängigen Prognoseparameter für das kolorektale Karzinom (KRK) darstellt. Aufgrund der Heterogenität der zahlreichen Studien wird die Bestimmung des Ploidiestatus derzeit für die Routinediagnostik nicht empfohlen. In Hinblick auf die Frage, ob in vielen Studien ein Bias aufgrund stadienspeziefischer Differenzen im Auftreten der Aneuploidiebesteht, führten wir eine Metaanalyse und einen systematischen Review durch.

Methodik: Ein systematischer Internet-basierter Suchprozess ergab 1.935 in Englisch und zwischen 1990 und 2011 publizierte Studien. Der definierte Endpunkt unserer Metaanalyse war ein Anstieg der Raten an Aneuploidie zwischen frühen (Dukes A+B/UICC I+II, n = 3.632 Proben) und fortgeschrittenen Stadien des KRK (Dukes C+D/UICC III+IV, n = 3.440 Proben.

Ergebnisse: Von den 1.935 initial identifizierten Studien wurden 17 Studien zur Bildzytometrie (n = 2.130 Patienten) und 20 Studien zur Durchflusszytometrie (n = 7.023 Patienten) im Detail untersucht. Die Metaanalyse ergab, dass fortgeschrittene KRK signifikant häufiger Aneuploidie aufwiesen als die frühen KRK (n = 7.072 Patienten, odds ratio 1,51; 95%-CI 1,37 – 1,67; p = 0,0007). Unabhängig vom Tumorstadium betrug die Rate der Aneuploidie zwischen 39% und 81% (Median 58%) und insgesamt beschrieben 21 Studien (54,1%) eine prognsotische Signifikanz für die Aneuploidie bezüglich Gesamt-, tumorspeziefischem oder rezidivfreiem Überleben.

Schlussfolgerungen: Die Zunahme der Rate an Aneuploidie in fortgeschrittenen Stadien des KRK deutet auf eine Zunahme der genomischen Instabilität im Rahmen der Tumorprogression hin. Während ein Großteil der Studien eine prognostische Relevanz der Aneuploidie beschrieb, konnten nur wenige Studien die Aneuploidie auch als stadienspeziefischen Marker identifizieren. Die Daten unserer Analyse betonen die Notwendigkeit, multizentrische Studien mit standardisierten Techniken und Definitionen zur Ploidiebestimmung durchzuführen, um die prognostische Relevanz der Aneuploidie auch bezüglich individueller Tumorstadien zu klären.