Z Gastroenterol 2013; 51 - K392
DOI: 10.1055/s-0033-1353042

Muzinöse und siegelringzellhaltige kolorektale Karzinome als eigenständige Entitäten

U Nitsche 1, A Zimmermann 1, C Späth 1, T Müller 1, M Maak 1, T Schuster 2, J Slotta-Huspenina 3, S Käser 1, CW Michalski 1, KP Janssen 1, H Friess 1, R Rosenberg 1, 4, FG Bader 1
  • 1Klinikum rechts der Isar/TU München, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • 2Klinikum rechts der Isar/TU München, Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie, München, Germany
  • 3TU München, Institut für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie, München, Germany
  • 4Kantonsspital Baden, Department Chirurgie, Baden, Switzerland

Einleitung/Ziele: Neben klassischen tubulo-papillären Adenokarzinomen (AK) stellen muzinöse (MK) und siegelringzellhaltige Karzinome (SK) die zweit- und dritthäufigsten histologischen Subtypen des kolorektalen Karzinoms dar. Diese Subtypen scheinen sich in Tumorbiologie, Klinik, und Prognose voneinander zu unterscheiden. Im Gegensatz zu etablierten Prognosefaktoren wie TNM-Klassifikation oder Grading findet der histologische Subtyp derzeit jedoch keine klinische Beachtung. Die vorliegende Arbeit soll die Relevanz des histologischen Subtyps verdeutlichen.

Methodik: Aus einer prospektiv geführten Datenbank unseres Institutes wurden alle Patienten mit Operation bei kolorektalem Karzinom zwischen 1982 und 2012 extrahiert. Nach Ausschluss seltener Tumorentitäten sowie nicht-onkologischer Resektionen gingen 3479 Patienten in die Auswertung ein. Die drei Subgruppen AK, MK und SK wurden hinsichtlich Klinik, Histopatholoige und Überleben ausgewertet.

Ergebnis: Von allen 3479 Patienten hatten 3074 (88%) ein AK, 375 (11%) ein MK, und 30 (0,9%) ein SK. Lediglich 28% aller AK traten im rechten Hemikolon auf, aber 51% aller MK (p < 0,001) und 50% aller SK (p = 0,029). Im Vergleich zu AK zeigten sowohl MK als auch SK höhere TNM-Stadien und Grading (p jeweils < 0,001). Außerdem konnten Unterschiede nachgewiesen werden bei der Rate an Angioinvasion (MK 5% vs. AK 9%, p = 0,011) und Lymphgefäßinvasion (SK 67% vs. AK 25%, p < 0,001). Das tumorspezifische Fünfjahresüberleben betrug bei AK 67 ± 1%, bei MK 61 ± 3% und bei SK 21 ± 8% (p < 0,001). In der stadienkorrigierten multivariablen Analyse ergab sich kein signifikant schlechteres Überleben für Patienten mit MK. SK stellten jedoch einen unabhängigen Prognosefaktor für schlechteres Überleben dar (Hazard ratio 2,5; 95% Konfidenz Intervall 1,6 bis 3,8; p < 0,001).

Schlussfolgerung: MK und SK stellen seltene histologische Subtypen dar, welche jedoch mit hohen Tumorstadien und ungünstiger Prognose assoziiert sind. Die drastisch verminderte Überlebensrate von Patienten mit SK erklärt sich möglicherweise durch eine aggressive Tumorbiologie und könnte Implikationen für adjuvante Therapieansätze bieten.