Z Gastroenterol 2013; 51 - K386
DOI: 10.1055/s-0033-1353036

Die Neurostimulierte Levatorenaugmentation (NLA) bei refraktärer Stuhlinkontinenz als neue vielversprechende Therapieoption

C Isbert 1, M Kim 1, J Reibetanz 1, N Schlegel 1, CT Germer 1
  • 1Uniklinik Würzburg, Chirurgie I, Würzburg, Germany

Einleitung: Die Neurostimulierte Levatorenaugmentation (NLA) stellt eine neue Methode zur Kontinenzwiederherstellung dar. Dabei wird der M. grazilis durch das Foramen obturatorium in das Becken transponiert und in U-Form, analog dem M. puborektalis, dorsal um das Rektum verlegt. Die Konditionierung mittels Neurostimulator führt zu einer dynamischen Veränderung des anorektalen Winkels mit wirkungsvollem und reversiblem anorektalen Verschlussmechanismus.

Ziele: Ziel ist die Entwicklung einer neuen, autologen und dynamischen Kontinenzrestauration bei idiopathischer Stuhlinkontinenz.

Methodik: Nach einer postmortem Studie an 5 Kadavern wurde die NLA im Sinne eines Heilversuches bei einem 30-jährigen männlichen Patienten mit totaler Analstenose bei Z.n. anorektaler Amputationsverletzung (Motorradunfall) angewendet. Nach Einholen des Ethikvotums die weitere Anwendung der Methode bei Patienten mit schwerer, therapierefraktärer idiopathischer Stuhlinkontinenz.

Ergebnis: Die Technik der NLA konnte bis auf die Neurostimulation bei allen Kadavern erfolgreich durchgeführt werden. Dabei wurde der M. grazilis unter Erhalt des Nerven-/Gefäß-Ansatzes durch das Foramen obduratorium nach intrapelvin transponiert, und in einer U-Form hinter das Rektum verlagert. Der sehnige Muskelansatz wurde auf der Gegenseite am inneren Schambeinast fixiert. Unter simulierter Muskeltraktion betrug die Elevation des Analkanals im Mittel 2,3 mm. Bei bisher 5 Patienten erfolgte die Methode unter Neurostimulation (Interstim, Metronic) des M. grazilis in gleicher Weise. Die Operation verlief in allen Fällen planmäßig. Funktionell sind bei einem Verlauf von 3 – 12 Monaten alle Patienten mindestens für festen und flüssigen Stuhl kontinent und weisen eine Reduktion des Wexner Inkontinenz Scores auf.

Schlussfolgerung: Die NLA stellt eine neue, vielversprechende Therapieoption zur Kontinenzrestauration bei idiopathischer Stuhlinkontinenz dar, welche erstmalig erfolgreich angewendet wurde. Unter kontrollierten Studienbedingungen muss die Wertigkeit der Methode weiter überprüft werden.