Z Gastroenterol 2013; 51 - K383
DOI: 10.1055/s-0033-1353033

Die Häufigkeit von synchronen Lebermetastasen bei 48 894 Patienten mit kolo-rektalem Karzinom und die Bedeutung der klinisch-pathologischen Charakteristik

R Mantke 1, H Lippert 2, U Schmidt 2
  • 1Städtisches Klinikum Brandenburg, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Brandenburg, Germany
  • 2Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Magdeburg, Germany

Einleitung: Die Leber ist der häufigste Ort für Fernmetastasen beim kolo-rektalen Karzinom. Die meisten Studien zu Lebermetastasen enthalten Patienten aus hoch-spezialisierten akademischen Zentren. Die Ergebnisse dieser Studien haben also einen Rekrutierungs-Bias.

Material und Methoden: 48894 Patienten mit kurativer oder palliativer Operation bei kolo-rektalem Karzinom wurden in einer prospektiven Multizenterbeobachtungsstudie vom 1. Januar 2000 bis zum 31. Dezember 2004 erfasst und analysiert. 346 Krankenhäuser nahmen an dieser Studie teil. Die Diagnostik der Lebermetastasen erfolgte mittels Ultraschall, CT, MRT oder während der Operation. In einer univariablen oder multivariablen Analyse wurden histopathologische Faktoren, die das Risiko für eine Lebermetastasierung erhöhen analysiert.

Ergebnisse: Synchrone Lebermetastasen traten in 14,7% aller Patienten mit kolo-rektalem Krebs auf. Beim Kolonkarzinom trat mit 15,4% häufiger eine Lebermetastasierung auf, als beim Rektumkarzinom (13,5%). Das N-/V- und T-Stadium und auch die Anzahl der metastatisch befallenen Lymphknoten beeinflusste unabhängig die Häufigkeit von synchronen Lebermetastasen beim Kolon- und Rektumkarzinom in einer multivarianten Analyse. Auch die Lokalisation im Kolon beeinflusste die Häufigkeit von synchronen Lebermetastasen. Im Gegensatz dazu ist die Lokalisation des Rektumkarzinoms unabhängig von der Häufigkeit von synchronen Lebermetastasen. Simultane kurative Leberresektionen wurden in 7% der Patienten mit Kolonkarzinom und in 8,8% der Patienten mit Rektumkarzinom durchgeführt.

Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie konnte nachweisen, dass es signifikante Unterschiede in der Häufigkeit von Lebermetastasen zwischen Kolon- und Rektumkarzinom gibt. Ebenso konnte sie eine starke Korrelation von N-Kategorie, der Anzahl der befallenen Lymphknoten, des T-Stadiums und vor allen Dingen der venösen Infiltration von Tumorzellen nachweisen. Mit dieser Deutlichkeit und mit dieser hohen Fallzahl sind derartige Publikationen bislang nicht bekannt. Gerade die venöse Infiltration wird häufig bei der histopathologischen Diagnostik nicht suffizient durchgeführt und geht derzeit in keinerlei Therapieentscheidung ein. Dies ist in Zukunft kritisch zu hinterfragen.