Z Gastroenterol 2013; 51 - K381
DOI: 10.1055/s-0033-1353031

Ist eine Kontinenz-Wiederherstellung nach abdomino-perinaler Rektumexstirpation möglich?

C Isbert 1, M Kim 1, J Reibetanz 1, N Schlegel 1, CT Germer 1
  • 1Uniklinik Würzburg, Chirurgie I, Würzburg, Germany

Einleitung: Die Neurostimulierte Levatorenaugmentation (NLA) stellt eine neue Methode zur Kontinenzwiederherstellung dar. Dabei wird der M. grazilis durch das Foramen obturatorium in das Becken transponiert und in U-Form, analog dem M. puborektalis, dorsal um das Rektum verlegt. Die Konditionierung mittels Neurostimulator führt zu einer dynamischen Veränderung des anorektalen Winkels mit wirkungsvollem und reversiblem anorektalen Verschlussmechanismus.

Ziele: Ziel ist die Entwicklung einer neuen, autologen und dynamischen Kontinenzrestauration.

Methodik: Nach einer postmortem Studie an 5 Kadavern wurde die NLA im Sinne eines Heilversuches bei einem 30-jährigen männlichen Patienten mit totaler Analstenose bei Z.n. anorektaler Amputationsverletzung (Motorradunfall) angewendet. Nach Einholen des Ethikvotums wurde das Verfahren bei onkologischen Patienten nach Rektumexstirpation (APE) angewendet. Hier erfolgte zunächst die APE und komplette perineale Rekonstruktion mittels VRAM Lappen und Anlage eines Perineostomas unter Ileostomaprotektion. Anschließend wurde in zweiter Sitzung die NLA durchgeführt.

Ergebnis: Die Technik der NLA konnte bis auf die Neurostimulation bei allen Kadavern erfolgreich durchgeführt werden. Dabei wurde der M. grazilis unter Erhalt des Nerven-/Gefäß-Ansatzes durch das Foramen obduratorium nach intrapelvin transponiert, und in einer U-Form hinter das Rektum verlagert. Der sehnige Muskelansatz wurde auf der Gegenseite am inneren Schambeinast fixiert. Unter simulierter Muskeltraktion betrug die Elevation des Analkanals im Mittel 2,3 mm. Bei den Patienten erfolgte die Methode unter Neurostimulation (Interstim, Metronic) des M. grazilis in gleicher Weise. Die Operation verlief in allen Fällen planmäßig. Bislang erfolgte die definitive Kontinenzrestauration in 57% (4/7) der Fälle. Funktionell sind bei einem Verlauf von 6 – 32 Monaten alle restaurierten Patienten mindestens für festen und flüssigen Stuhl kontinent und stomafrei mobil.

Schlussfolgerung: Die NLA stellt eine neue, vielversprechende Therapieoption zur Kontinenzrestauration dar, welche erstmalig erfolgreich angewendet wurde. Unter kontrollierten Studienbedingungen muss die Wertigkeit der Methode weiter überprüft werden.