Z Gastroenterol 2013; 51 - K380
DOI: 10.1055/s-0033-1353030

Korrelation zwischen gehäuften Bauchwand-Desmoiden und einer protektiven Ileostomie: Sollte eine routinemäßig angelegte Ileostomie bei FAP-Patienten zum Zeitpunkt einer Proktokolektomie vermieden werden?

E Burdzik 1, R Schneider 2, D Quast 1, J Stupka 1, M Gelos 1, C Schneider 1, G Möslein 1
  • 1HELIOS St. Josefs-Hospital Bochum-Linden, Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie, Koloproktologie, Bochum, Germany
  • 2Philipps-Universität Marburg, Klinik für Visceral-, Thorax und Gefäßchirurgie, Marburg, Germany

Einleitung: Eine prophylaktische Proktokolektomie ist das Verfahren der Wahl bei Patienten mit einer FAP. Das Desmoidwachstum wird durch Operationen getriggert. Wir führten eine retrospektive Analyse unserer prospektiv dokumentierten Kohorte zum Zusammenhang der Anlage eines protektiven Loop-Ileostomas und Entstehen von Desmoiden in diesem Bereich der Bauchdecke durch.

Ziele und Methodik: Alle Patienten mit einer FAP, die von 10/2005 – 10/2011 mit einer prophylaktischen Proktokolektomie operiert wurden und eine Mindestnachbeobachtungszeit von 12 Monaten hatten, wurden eingeschlossen. Es handelt sich um eine single-surgeon-Serie mit einem standardisierten, hand-assistierten Vorgehen, das eine intraoperative Entscheidung bzgl. einer Loop-Ileostomie zuließ. Das Follow-up erfolgte auf jährlicher Basis durch körperliche Untersuchung und Ultraschall des Abdomens. Bei Verdacht auf eine Raumforderung schloss sich in allen Fällen eine CT-/MRT-Untersuchung an.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 115 Patienten in die Studie eingeschlossen (52 männlich). Bei 97 Patienten wurde ein protektives Ileostoma vorgeschaltet und von diesen Patienten entwickelten 21 ein Bauchwand-Desmoid im Bereich der Ileostomienarbe. 11 Patienten entwickelten zusätzliche Mesenterial-Desmoide, die im weiteren Krankheitsverlauf in der Regel im Vordergrund standen. Keiner der 18 Patienten, die ohne Ileostoma operiert wurden entwickelten ein Bauchdecken-Desmoid. Trotz sofortiger konservativer Therapie mit hochdosierten Antiöstrogenen in Kombination mit Sulindac als Off-Label-Use wiesen 18/21 Bauchdecken-Desmoid-Patienten zunächst eine rasche Progression auf, 3 Patienten erlitten schwerwiegende Desmoid-assoziierte Komplikationen, 2 einen konservativ zu beherrschenden Darmverschluss und einer entwickelte eine enterokutane Fistel.

Schlussfolgerung: Es besteht eine Korrelation zwischen der Anlage einer protektiven Ileostomie zum Zeitpunkt der prophylaktischen Proktokolektomie und einem Desmoidwachstum. Unter Berücksichtigung der Morbidität und Mortalität von Desmoiden muss diskutiert werden, ob eine routinemäßige Ileostomaanlage noch berechtigt ist. Ein Vorgehen ohne Ileostomie könnte einen entscheidenden positiven Einfluss auf die Rate an Desmoiden und die Lebensqualität der FAP-Patienten haben.