Z Gastroenterol 2013; 51 - K377
DOI: 10.1055/s-0033-1353027

Randomisierte multizentrische Studie zum Vergleich zweier etablierter ANAstomosen TECHniken am Gastrointestinaltrakt – einreihig fortlaufend versus zweireihig fortlaufend (ANATECH-Studie)

F Herrle 1, M Diener 2, R Bönninghoff 1, P Kienle 1, F Willeke 3 S Post 1, ANATECH-Studiengruppe
  • 1Universitätsmedizin Mannheim, Chirurgische Klinik, Mannheim, Germany
  • 2Universitätsklinikum Heidelberg Chirurgische Klinik, Abteilung für Allgemeine, Viszerale und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Germany
  • 3St. Marien-Krankenhaus Siegen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Siegen, Germany

Einleitung: Die Häufigkeit der Anastomoseninsuffizienzen in der Kolon-Chirurgie beträgt je nach Risikoprofil der Patienten, Anastomosentechnik und Lokalisation der Anastomose zwischen 0,7 – 17,9%. Etablierte Techniken für Kolonanastomosen sind die einreihige oder zweireihige fortlaufende Handnaht. Unklar ist, ob eine der Techniken hinsichtlich Anastomoseninsuffizienzrate überlegen ist.

Ziele: Es soll untersucht werden, ob es in Abhängigkeit von der Anastomosen-Nahttechnik einen Unterschied in der Häufigkeit der Anastomoseninsuffizienzen nach Kolo-Kolostomie oder Ileo-Kolostomie gibt.

Methodik: Multizentrische, intra-operativ randomisierte, freie Studie mit Verblindung von Patient und Untersuchern.

Patienten > 18 Jahre, bei denen elektiv ein Eingriff mit mindestens einer handgenähten ileo-kolischen oder kolo-kolischen Anastomose geplant war, wurden zwischen Februar 2004 und Juni 2012 in vier deutschen Universitätskliniken eingeschlossen. Primärer Endpunkt war das Auftreten von Anastomoseninsuffizienzen. Weitere sekundäre Endpunkte waren Nahtdauer, Materialverbrauch, postoperative Atonie und Krankenhausaufenthaltsdauer.

Ergebnis: Von 910 gescreenten Patienten wurden 252 randomisiert (129 einreihige Naht (1RN), 123 zweireihige Naht (2RN)) und analysiert. Neun Patienten (3,6%) wurden während der Nachsorge verloren. Die Gruppen waren ausgewogen hinsichtlich Geschlecht, Alter, BMI und ASA-Status.

Die explorative primäre Endpunktanalyse der Anastomoseninsuffizienzrate nach intention-to-treat-Prinzip ergab keinen signifikanten Unterschied (1RN: 4/129 (3,1%) vs. 2RN: 6/123 (4,9%), p 0,530). In der sekundären Endpunktanalyse ergab lediglich die Nahtdauer einen hochsigninfikanten Unterschied (1RN: 19.9, min (7 – 49) vs. 2RN: 25.1 min (8 – 50), p < 0,0001).

Schlussfolgerung: Für die elektive Kolonchirurgie erscheint die einreihig-fortlaufende Handnaht gleich effektiv wie die zweireihig-fortlaufende Handnaht hinsichtlich Anastomoseninsuffizienzrate, Krankenhausaufenthaltsdauer und allgemeiner postoperativer Komplikationen. Vorteile für die einreihige Nahttechnik bestehen in reduziertem Materialverbrauch und signifikant kürzerer Nahtdauer, welche jedoch lernkurvenabhängig ist.