Z Gastroenterol 2013; 51 - K373
DOI: 10.1055/s-0033-1353023

Temporäre protektive Stoma-Anlage bei therapierefraktärem M. Crohn: Kritische Überprüfung eines therapeutischen Konzeptes

R Mennigen 1, B Heptner 1, N Senninger 1, E Rijcken 1
  • 1Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Universitätsklinikum, Münster, Germany

Einleitung: Bei einem therapierefraktären M. Crohn-Befall des Kolons oder des Anus ist die temporäre Anlage eines Stomas eine therapeutische Option. In dieser Studie wurden die Rate des Therapieansprechens unter Stuhldeviation, die Rate der tatsächlichen Stomarückverlagerung sowie die Rate der Rezidive und notwendiger Folgeoperationen nach der Rückverlagerung untersucht.

Material und Methoden: Identifikation von 32 konsekutiven Patienten (2/2003 – 12/2012), bei denen wegen eines therapierefraktären M. Crohn eine temporäre Stoma-Anlage durchgeführt wurde. Erfassung von Patientendaten, Operationsdaten, Indikationen, Verlauf, Komplikationen, Follow-up-Daten.

Ergebnisse: Bei 27 Patienten wurde ein doppelläufiges Ileostoma, bei 5 Patienten ein Kolostoma angelegt. Indikationen waren Perianalfisteln (16), Darmfisteln (4), therapierefraktäre Kolitis (7), entzündliche Stenosen in Kolon und Rektum (6), und andere (teilweise mehrere Indikationen bei einem Patienten). 50% (14 von 28 für das Follow-up verfügbaren Patienten) erreichten zumindest eine partielle Remission, 32,1% (9/28) blieben klinisch unverändert, 17,9% (5/28) waren progredient. Bei 90,9% (20/22) erfolgte die geplante Stomarückverlagerung median nach 12,5 Monaten, bei 9,1% (2/22) war eine Rückverlagerung wegen persistierender Erkrankungsaktivität nicht möglich. Während des Follow-ups nach Stomarückverlagerung wurde wegen eines Rezidivs der Erkrankung bei 15% (3/20) ein erneutes protektives Stoma notwendig, bei 40% (8/20) wurde ein endständiges Stoma angelegt (teilweise in Kombination mit Darmresektionen), 25% (5/20) erhielten Darmresektionen. Damit benötigten 80% (16/20) der Patienten nach der Stomarückverlagerung wegen eines Rezidivs eine weitere chirurgische Therapie. In der Summe war das Konzept der temporären Stuhldeviation nur bei 18,2% (4/22) der Patienten erfolgreich (d.h. Kontrolle der lokalen Erkrankungsaktivität, Stomarückverlagerung wie geplant durchgeführt, keine weitere chirurgische Therapie notwendig).

Schlussfolgerungen: Zwar gelingt durch eine temporäre Stoma-Anlage häufig eine lokale Entzündungskontrolle, nach der Stomarückverlagerung kommt es aber bei den meisten Patienten zu einem Rezidiv der Erkrankung mit weiteren notwendigen Operationen.