Z Gastroenterol 2013; 51 - K371
DOI: 10.1055/s-0033-1353021

Die sakrale Nervenstimulation – eine Therapieoption bei Stuhlinkontinenz und Stuhlentleerungsstörung für Patienten mit angeborenen anorektalen Fehlbildungen?

U Zurbuchen 1, J Gröne 1, ME Kreis 1, S Märzheuser 2
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Klinik für Allgemein-, Visceral- und Gefäßchirurgie, Berlin, Germany
  • 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow Klinikum, Klinik für Kinderchirurgie, Berlin, Germany

Einleitung: Trotz erfolgreicher operativer Korrektur einer angeborenen anorektalen Fehlbildung in der Neugeborenenzeit, haben nach der Literatur fast 50 – 80% der betroffenen Patienten bei klinischen Nachuntersuchungen keine altersentsprechende Stuhlkontinenz. 30% der Patienten klagen über schwerwiegende Probleme bei der Stuhlentleerung. Die sakrale Nervenstimulation (SNS) als Therapieoption wurde bisher für diese Patienten nicht in Erwägung gezogen, da bei Patienten mit komplexen Fehlbildungen des Anorektums gleichzeitig sakrococcygeale Fehlbildungen vorliegen.

Ziel: Prospektive Beobachtungsstudie zur Evaluation der Wirksamkeit einer sakralen Nervenstimulation zur Verbesserung der Stuhlkontinenz bei Patienten mit angeborenen anorektalen Fehlbildungen.

Methodik: Patienten mit anorektalen Fehlbildungen erhielten eine periphere Nerven Evaluation (PNE) für 3 Wochen. Neben der Dokumentation der Ausprägung der angeborenen Fehlbildung (Krickenbeck-Klassifikation) erfolgte präoperativ und nach PNE eine Erfassung der Lebensqualität mittels standardisierter Fragebögen zur Lebensqualität (Wexner-Inkontinenz Score, CACP, Cleveland Clinic Obstipation Score, Fecal Incontinence Quality of Life Scale) und zur Erfassung psychosozialer Aspekte (CURE-Net).

Ergebnis: Im Zeitraum von 07/2012 bis 03/2013 sind 4 Patienten (m:w 1:1, Alter 13 – 31 Jahre) mit einer PNE für 3 Wochen behandelt worden. Zwei Patienten hatten eine entsprechend der Krickenberg-Klassifikation eine rektoperineale Fistel, eine Patientin eine rektoverstibuläre Fistel und ein Patient eine rektourethrale Fistel mit Sacrumdysgenesie. Wexner Score präop.: 12,5 (9;14), postop.: 6,9 (4;8). Cleveland Clinic Obstipation Score präop.: 19 (16;21), postop.: 10 (8;13). In Bezug auf die Lebensqualität/psychosoziale Aspekte verspürten die Patienten ohne Sacrumfehlbildung eine deutliche Besserung.

Schlussfolgerung: Die Sakralnervenstimulation scheint eine Intervention zu sein, die in der nahen Zukunft auch bei Patienten mit angeborenen anorektalen Fehlbildungen und milden sakrococcygealen Fehlbildungen Erfolg in der Verbesserung der Kontinenz verspricht.