Z Gastroenterol 2013; 51 - K369
DOI: 10.1055/s-0033-1353019

Sakralnervenstimulation bei Spina bifida

A Al Ghrebawi 1
  • 1Ludmillenstift Krankenhaus, Allgemein und Visceralchirurgie-Coloproktologie, Meppen, Germany

Anamnese: Wir berichten über eine 19-jährige Patientin, die sich Anfang Oktober 2012 in unserer proktologischen Sprechstunde vorstellte. Als Folge einer Spina bifida leidet die gehbehinderte Patientin seit ihrer Geburt unter einer kombinierten Harn- und Stuhlinkontinenz. Alle bisherigen fachärztlichen Maßnahmen zur Behandlung der Stuhlinkontinenz von Grad III blieben erfolglos.

Diagnose: Eine perianale Endosonografie zeigte sehr dünne Muskelschichten bei erhaltenem Levator ani. Ein Analsphinktertonus war kaum feststellbar.

Rö.Aufnahmen des OS Sacrums bestätigten, dass sich die Sakralforamina S3 und S4 beidseits trotz der Malformationen gut darstellen ließen und damit der übliche Zugang zu den Sakralnerven möglich sein sollte.

Therapie und Verlauf: SchrittmacherimplantationDie Implantation der permanenten Elektrode in Seldingertechnik sowie des Schrittmachers wurde in Lokalanästhesie durchgeführt, um die gewünschte sensorische Antwort intraoperativ abfragen zu können. Der Schrittmacher wurde postoperativ auf 1.3V eingestellt. Nach zwei Wochen gibt die Patientin eine Verbesserung ihrer Inkontinenzepisoden um mehr als 80% an und trägt keine Vorlagen mehr. Die Patientin kann ihre Blase restharnfrei ohne Katheter entleeren; auch das Miktionsverhalten hat sich normalisiert.

Zusammenfassung: Hinsichtlich der Anwendung der sakralen Neuromodulation bei Patienten mit kombinierter Harn- und Stuhlinkontinenz infolge einer Spina bifida sind kaum Daten verfügbar. Die vorliegende Kasuistik zeigt, dass die sakrale Neuromodulation unter Lokalanästhesie auch für diese komplexe Indikation eine viel versprechende Behandlungsoption sein kann.