Z Gastroenterol 2013; 51 - K341
DOI: 10.1055/s-0033-1352991

Die Immunarchitektur kolorektaler Lebermetastasen entscheidet über das Langzeitüberleben

SM Brunner 1, R Kesselring 1, C Rubner 1, M Martin 1, T Jeiter 1, T Börner 1, P Rümmele 2, HJ Schlitt 1, S Fichtner-Feigl 1, 3
  • 1Universität Regensburg, Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Regensburg, Germany
  • 2Universität Regensburg, Institut für Pathologie, Regensburg, Germany
  • 3Universität Regensburg, Regensburger Centrum für Interventionelle Immunologie, Regensburg, Germany

Einleitung: Lebermetastasen treten bei 40 – 50% der Patienten mit kolorektalem Karzinom auf und sind prognoserelevant.

Ziele: In dieser Studie wurde der Einfluss der Immunarchitektur kolorektaler Lebermetastasen auf das Patientenüberleben untersucht.

Methodik: 222 kolorektale Lebermetastasen wurden mittels H&E, Masson Trichrome, α-Smooth Muscle Actin, CD4, CD45RO und CD8 Färbungen und durchflusszytometrisch untersucht. Neben einer histomorphologischen Evaluation, wurde die Zahl von CD4+, CD45RO+ und CD8+ Zellen im Tumor, Infiltrationsrand und tumorfernen Lebergewebe analysiert und mit klinischen Daten und Patientenüberleben korreliert.

Ergebnis: Klassische klinische und histopathologische Kriterien (Metachronizität/Synchronizität, Anzahl, Primär-/Rezidivmetastase, Lokalisation, Grading und TNM-Klassifikation des Primärtumors) hatten keinen Einfluss auf das Patientenüberleben. Jedoch waren 38% der Lebermetastasen von einer fibrotischen Kapsel umgeben. Diese Abgrenzung durch eine Kapsel führte zu einer erhöhten R0-Resektionsrate (P = 0,03). Unabhängig davon war eine Kapsulierung der Lebermetastasen im Sinne einer lokalen Tumorkontrolle per se ein prognostischer Parameter für das Patientenüberleben (P < 0,0001). Eine dichte Infiltration durch CD4+, CD45RO+ und CD8+ Zellen am Metastasenrand ergab ein signifikant verlängertes Patientenüberleben (P = 0,0002; P < 0,0001; P = 0,0098). Eine multivariate Analyse identifizierte eine fibrotische Kapsulierung der Metastasen und ein dichtes Infiltrat CD45RO+ Zellen am Infiltrationsrand als unabhängige Prognosefaktoren. Unter Verwendung dieser Faktoren wurde ein zellulärer Immunscore zur Stratifizierung der Patienten anhand des Überlebens entwickelt. Hierbei betrug das mediane Überleben der Patienten mit einer „low risk Immunarchitektur“ 68 ± 4 Monate, im Vergleich zu 25 ± 5 Monaten bei Patienten mit einer „high risk Immunarchitektur“ (P < 0,0001).

Schlussfolgerung: Eine fibrotische Kapsulierung und eine dichte Zellinfiltration im Randbereich kolorektaler Lebermetastasen verlängert das Patientenüberleben. Ein klinisch anwendbarer zellulärer Immunscore erlaubt erstmalig eine prognostische Stratifizierung der Patienten mit kolorektalen Lebermetastasen und sollte in die pathologische Routinediagnostik inkorporiert werden.