Z Gastroenterol 2013; 51 - K335
DOI: 10.1055/s-0033-1352985

Erstes synchrones bilaterales kontinuierliches intraoperatives Neuromonitoring (sbCIONM) zur simultanen Überwachung beider Nervi recurrentes bei einer Tachearesektion

C Ulmer 1, A Richter 1, F Rieber 2, W Steurer 1, G Friedel 3
  • 1Robert Bosch Krankenhaus, Allgemein – und Viszeralchirurgie, Stuttgart, Germany
  • 2Robert Bosch Krankenhaus, Altersmedizin und Rehabilitation, Stuttgart, Germany
  • 3Robert Bosch Krankenhaus, Thoraxchirurgie, Stuttgart, Germany

Einleitung: Verletzungen der Recurrensnerven sind abgesehen von Eingriffen an Schild- und Neben-Schilddrüse eine relevante Komplikation z.B. bei Operationen an HWS und cervicalem Ösophagus. Ein besonders hohes Risiko für eine bds. Verletzung besteht bei resezierenden Eingriffen an der Trachea. Die häufigste Verletzungsursache ist die Nerventraktion, die das herkömmliche Neuromonitoring nicht erkennen kann. Erste Fallserien zum kontinuierlichen intraoperativen Neuromonitoring (CIONM) zeigten, dass es indirekte Nervenschädigungen frühzeitig erkannt und verhindert kann.

Ziel: Präsentation der erstmaligen Anwendung eines simultanen bilateralen CIONMs im Rahmen einer Trachearesektion.

Methoden: 22-jähriger Patient mit einem adenoid-zystischen Karzinom des mittleren Tracheadrittels; ventralseitig, semizirkumferentiell lokalisiert, mit einer longitudinalen Ausdehnung von 3,6 cm. Die Umfelddiagnostik zeigte keine Lymphknoten- oder Organmetastasen. Geplant war eine Trachearesektion mit Direktnaht unter CIONM.

Ergebnisse: Nach Sternotomie und cervicaler Schnitterweiterung wurde zunächst an beide Nn. vagii unserer neu entwickelte Saxophonelektode angelegt. Die supramax. Stimulation erfolgte bds. alternierend mit je 1 Hz und einer Stromstärke von 0,5mA re. und 0,7mA li.. Die Ableitung erfolgte rechts via Tubus- und links via Nadelelektrode mit Signalantworten zwischen 500 – 2000µV. Anschließend erfolgte die Sleeve-Trachearesektion. Während der Resektion kam es zu rez. Amplitudenabfällen, die nie unter 50% der Ausgangsamplitude lagen und sich unter Nachlassen des Zuges umgehend erholten. Die Abfälle waren bedingt durch Nervenbelastungen als auch Ableitelektrodenbewegungen. Während der Stimulation kam es zu keinem signifikanten Blutdruckabfall und zu keiner Arrhythmie. Postoperativ trat keine prolongierte Übelkeit auf. Die postop. Laryngoskopie bestätige bds. normale Stimmbandbewegungen. Der Patient wurde am 7. postop. Tag entlassen.

Schlussfolgerung: Das synchrone bilaterale CIONM zur simultanen Überwachung beider NLRs ist sicher durchführbar. Damit stellt das sbCIONM ein vielversprechendes Konzept für die NLR-Überwachung bei extrathyreoidalen Hals- und Thoraxeingriffen dar. Die Zuverlässigkeit der Ableitelektroden muss hierfür jedoch noch verbessert werden.