Z Gastroenterol 2013; 51 - K334
DOI: 10.1055/s-0033-1352984

Prophylaxe und laboradaptierte Substitutionstherapie senkt die Rate der Hypokalzämie nach beidseitiger Schilddrüsenoperation

J Dehnel 1, W Stengl 1, R Schuhmann 1, S Coerper 1
  • 1Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg, Nürnberg, Germany

Einleitung: Die postoperative passagere symptomatische Hypokalzämie (psH) schwankt je nach Studie zwischen 5% und 50%. Wir stellen unsere ersten Daten einer prospektiven Studie zur Prophylaxe und Therapie der psH vor.

Patienten und Methoden: Es wurden nur primäre beidseitige Schilddrüsenoperationen eingeschlossen. Von 1 – 12/2012 konnte ein vollständiger Datensatz von 330 Patienten erhoben werden. Alle Patienten erhielten am Abend der Op eine Infusion von 1 g Calciumgluconat 10%. PTH (15 – 65pg/ml) und Ca (2,2 – 2,55nmol/l) wurden präoperativ und am Folgetag bestimmt. Die Substitution von Calcitriol (2 × 0,5 µg/Tag) und Ca (3 × 1 g/Tag erfolgte bis zur Normalisierung des Calciums differenziert in 3 Gruppen: In Gruppe A (PTH< 6) wurde Calcitriol und Calcium substituiert. In Gruppe B (PTH 6 – 15) erfolgte die Calcitriol- und Calciumsubstitution bei einem Ca< 2,0, bei Ca≥2,0 erfolgte hier nur die Calciumsubstitution. In Gruppe C (PTH> 15) erfolgte keine Substitution. Eine psH wurde bei peripheren Parästhesien oder Krämpfen dokumentiert.

Ergebnisse: Die Häufigkeit der psH war anhängig von der Grunderkrankung (Struma nodosa 11,3%; Basedow 16,7%; Hashimoto 22,2%; Malignom 22,2,%) und der Op-Art (Thyreoidektomie 13%; andere bds. Resektionen 7%, mit LK-Dissektion 33,3%).

Nur 13% (n = 43) aller operierten Patienten entwickelte trotz Prophylaxe eine psH, obwohl bei 204 Patienten (62%) ein postop. erniedrigtes Serumcalcium vorlag (Ca 2,06 ± 0,007). Das Calcium (2,36 ± 0,014) und PTH (48,0 ± 2,51) war bei diesen Patienten präoperativ normwertig. In Gruppe C (n = 242) waren 3% symptomatisch und in 99% am 3. postop. Tag symptomfrei. In Gruppe B (n = 71) waren 35% symptomatisch und in 78% am 3. postop. Tag symptomfrei. In Gruppe A (n = 18) waren 56% symptomatisch und in 67% am 3. postop. Tag symptomfrei. Bei insgesamt 25 der symptomatischen 43 Patienten verlängerte sich die stationäre Verweildauer.

Schlussfolgerung: Die Calciumprophylaxe am Tage der Op war im untersuchten Patientenkollektiv effektiv, so dass lediglich 13% symptomatisch wurden. Die laboradaptierte Substitutionstherapie behandelte die psH effektiv und verhinderte eine Verlängerung der Krankenhausverweildauer bei fast der Hälfte dieser Patienten.