Z Gastroenterol 2013; 51 - K326
DOI: 10.1055/s-0033-1352976

Ethnomedizin: Gründung einer Türkisch-Chirurgischen Poliklinik/TCP

M Özer 1, G Ceyhan 1, M Erkan 1, E Demir 1
  • 1Klinikum rechts der Isar/TU München, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München, Germany

Einleitung: Deutschland ist neben den USA das wichtigste Einwanderungsland der Welt. Bei einer Bevölkerungszahl von 81,8 Mio sind 7 Mio (8,8%) Einwohner Ausländer und ca. 16 Mio (19,3%) haben einen Migrationshintergrund. Türkischstämmige Ausländer sind mit etwa 3 Mio Einwohnern die am stärksten vertretene Minderheit. Nicht nur im sozio-politischen Bereich, sondern auch im Gesundheitssystem spielen Migranten daher eine entscheidende Rolle. Versorgungsmängel führen oft im Klinikalltag zu Polypragmasie, d.h. eine Vielzahl von diag. und therap. Maßnahmen werden ohne greifbare sachliche Rechtfertigung veranlasst. Gerade Kommunikationsprobleme führen häufig zu diesen Versorgungsmängeln und zu Missmut bei Patienten und Ärzten. Dolmetscher können diese Arzt-Patienten-Barriere nur teilweise beseitigen, da eine gute Arzt-Patienten-Beziehung nicht nur sprachlich, sondern auch durch Vertrauen erreicht werden muss. Viele türkisch- als auch deutschsprachige „türkische“ Patienten suchen daher oft eine türkischsprachige Praxis für ihr medizinisches Anliegen auf, da sie eine gemeinsame Historie, Kultur und Religion verbindet.

Material und Methoden: Zur Schließung dieser wichtigen Versorgungmängel wurde an der Chirurgischen Klinik des Klinikum rechts der Isar eine türkischsprachige Poliklinik eingerichtet. Diese wird von vier türkischsprachigen Ärzten (2 Oberärzte, 2 Assistenzärzte) geleitet. Die Patienten haben die Möglichkeit über eine Hotline einen türkischsprachigen Arzt über die ganze Woche telefonisch zu erreichen. Die chirurgischen Patienten werden in einer dafür eigens geschaffenen Sprechstunde 1x/Wo gesehen. Die Versorgung der Patienten beinhaltet die Diagnosestellung, Operation, Krankenhausaufenthalt sowie die routinemäßige Nachsorge.

Ergebnisse: Die subjektiven Ergebnisse bislang sind überwältigend, da sich die türkischen Patienten „verstanden“ fühlen und zum ersten Mal ihre Beschwerden und Ängste ausreichend vermitteln können. Standardisierte Evaluationsbögen sind in der Auswertung.

Schlussfolgerung: Mit der Gründung der TCP am MRI wird eine gezielte und effiziente Versorgung der türkischsprachigen Patienten gewährleistet. Die TCP dient nicht nur zur besseren Patientenversorgung, sondern soll auch Missverständnisse und Frustrationen verringern, den Klinikablauf optimieren und damit Kosten und Zeit ersparen.