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DOI: 10.1055/s-0033-1352972
Die rezidivierende Anastomoseninsuffizienz bei Patienten nach Eingriffen am Gastrointestinaltrakt – eine Risikofaktorenanalyse
Hintergrund und Ziele: Ein besonderes Problem in der Viszeralchirurgie ist wiederholt auftretende Anastomoseninsuffizienzen. Weder molekulargenetische Ursachen noch klinische Risikofaktoren für diese Art der chronischen Wundheilungsstörung sind bekannt. Ein Ziel dieser Studie war Risikofaktoren für rezidivierende Anastomoseninsuffizienzen zu ermitteln.
Patienten und Methoden: Über einen Zeitraum von etwa 24 Monaten haben wir prospektiv verschiedene klinische Daten der Patienten mit Anastomoseninsuffizienz erfasst. Insgesamt 39 Patienten (11 weiblich, 28 männlich) wurden zur weiteren Risikofaktorenanalyse in zwei Gruppen eingeteilt: Gruppe I (n = 18), die nur einmal revidiert werden mussten und Gruppe II (n = 21), die aufgrund von immer wieder auftretenden Anastomoseninsuffizienzen mehrfach (bis zu 16x) reoperiert werden mussten. Die statistische Auswertung erfolgte in SPSS nach dem Kruskal-Wallis und dem Chi-Quadrat-Test sowie mittels einer binär logistischen Regressionsanalyse. Signifikanzniveau p < 0,05.
Ergebnisse: Das gesamte mediane Alter der Patienten lag bei 62 Jahren (Gruppe I – 61 und Gruppe II 63). Die Lokalisation der Insuffizienz bezog sich auf den kompletten Gastrointestinaltrakt (1x Ösophagus, 2x Magen, 1x Duodenum, 11x Dünndarm, 20x Kolon und 4x Rektum) und war in beiden Gruppen ähnlich verteilt. Der Vergleich der 2 Gruppen zeigte, dass die Patienten, die vom Primäreingriff bis zur ersten Revision mehr Erythrozytentransfusionen erhielten (p = 0,001) und Patienten mit Alkoholabusus (p = 0,025) viel häufiger wegen Anastomoseninsuffizienzen revidiert werden mussten. Die Gruppe II erhielt ebenfalls tendenziell mehr Plasmaprodukte (FFP), p = 0,09. In der Regressionsanalyse zeigten sich die Verabreichung von Erythrozytentransfusionen und der Alkoholabusus als unabhängige Risikofaktoren für eine rezidivierende Anastomoseninsuffizienz. Weitere signifikante Unterschiede fanden sich nicht.
Schlussfolgerung: Die Blutprodukte und Alkoholabusus führen möglicherweise zu einer gestörten Anastomosenheilung und erhöhen das Risiko, wiederholte Anastomoseninsuffizienzen zu entwickeln. Die molekularbiologischen Hintergründe dieser Problematik sind bisher unklar und werden im Fokus weiterer Untersuchungen an den hier prospektiv gesammelten Gewebeproben bleiben.