Z Gastroenterol 2013; 51 - K314
DOI: 10.1055/s-0033-1352964

Die wachsende Bedeutung multiresistenter Erreger in der Viszeralmedizin – Lehren aus dem Leipziger KPC-Ausbruch

C Lübbert 1, AC Rodloff 2, D Becker-Rux 3, J Mössner 1, M Bartels 4, UX Kaisers 3
  • 1Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Leipzig, Germany
  • 2Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Leipzig, Germany
  • 3Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin, Leipzig, Germany
  • 4Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Leipzig, Germany

Einleitung: Multiresistente Erreger (MRE) stellen ein weltweit wachsendes Problem dar. Das gramnegative Bakterium Klebsiella pneumoniae (KP) ist dabei ein häufiger Auslöser von nosokomialen Infektionen, vor allem bei immunsupprimierten Patienten. Besondere Gefahr geht von Carbapenemase-bildenden KP-Stämmen (KPC) aus. Ab Juli 2010 ereignete sich im Leipziger Universitätsklinikum der bislang größte bekannt gewordene KPC-Ausbruch, bei dem bis Okober 2012 insgesamt 90 Patienten mit einem KPC-2-produzierenden KP-Stamm (KPC-2-KP) kolonisiert (58%) oder infiziert (42%) wurden, darunter 9 Lebertransplantatempfänger (LTR).

Ziele: Das enorme Potential von Carbapenem-resistenten Bakterien, den Krankenhausalltag aufgrund des hohen nosokomialen Transmissionsrisikos sowie der hohen Letalität bei KPC-Infektion zu verändern, wird anhand der Auswertung des klinischen Verlaufs von KPC-pos. LTR im Vergleich zu KPC-neg. Kontrollpatienten beispielhaft dargelegt.

Methodik: Retrospektive klinische Beobachtungsstudie mit Einschluss von 9 LTR (6 m, 3 w) mit einem Altersmedian von 52 Jahren (28 – 73) mit Nachweis von KPC-2-KP. Abgleich von klinischen Daten der 9 KPC-pos. LTR im Rahmen einer Matched-pairs Analyse mit 18 KPC-neg. LTR (1:2). Beide Gruppen wurden nach Alter, Geschlecht, SOFA-, APACHE II-, und MELD-Scores gematcht und ihr klinisches Outcome verglichen.

Ergebnis: Bei 89% (8/9) der KPC-pos. LTR kam es zu Infektionen durch KPC-2-KP (Pneumonien: 4/9, Peritonitis: 2/9, postoperative Wundinfektion: 2/9), davon bei 56% (5/9) mit positiver Blutkultur. Die univariate Analyse zeigte einen signifikanten Unterschied in der Krankenhaus-Mortalität (78% vs. 11%, p = 0,001) mit Übersterblichkeit der KPC-positiven LTR und RR hinsichtlich KPC-2-KP bedingter Todesfälle von 7,0 (95% KI 1,8 – 27,1).

Schlussfolgerung: Die Besiedlung mit KPC-2-KP in LTR führt zu erschreckend hohen Infektionsraten und Übersterblichkeit. Ein systematisches Screening auf Carbapenemase-bildende Bakterien von Pat. auf LTx-Wartelisten ist daher erforderlich. Prinzipiell sollten LTx-Kandidaten mit nachgewiesener KPC-Besiedlung bei erfolglosen Dekolonisationsbemühungen als potentiell nicht transplantabel betrachtet werden, gerade auch unter Berücksichtigung des gravierenden Mangels an Spenderorganen in Deutschland.