Z Gastroenterol 2013; 51 - K287
DOI: 10.1055/s-0033-1352937

Systematische Ernährungsstatuserhebung zur Charakterisierung von Mangelernährung bei Patienten mit Kurzdarmsyndrom und Einfluss auf das klinische Outcome

B Knappe-Drzikova 1, T Krafft 1, D Vonderbeck 1, U Gerlach 2, S Maasberg 1, A Sturm 1, B Wiedenmann 1, A Pascher 2, UF Pape 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Med. Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin, Germany
  • 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Germany

Mangelernährung (ME) stellt bei Patienten mit postoperativem oder funktionellem Kurzdarmsyndrom (KDS) ein wesentliches Risiko bzgl. Komplikationen und Outcome dar. Bislang liegen keine systematischen Daten zum Ernährungstatus sowie Prävalenz und Schweregrad von ME und klinischem Outcome vor.

Methodik: Zwischen 2008 und 2010 wurde bei 40 Patienten mit KDS (ICD 10 91.2 – 4) systematisch der Ernährungsstatus erhoben. Erhoben wurden Subjective Global Assessment-Score (SGA), Körpergewicht, Größe, Bodymass-Index (BMI), Oberarmumfang (OAU), Trizepshautfaltendicke (THD), Albumin, Transferrin, Nutritional Risk-Index (NRI) und BIA-Parameter. Das KDS wurde durch Pathogenese des KDS, die Restdarmlänge und Stomapräsenz charakterisiert. Komplikationen wie Hepatopathie und Kathetersepsis (CRBI) wurden als Surrogate für das klinische Outcome ermittelt.

Ergebnisse: Folgende Erkrankungen lagen dem KDS zugrunde: Mesenterialinfarkt (n = 12), postoperative Briden (5), Morbus Crohn (4), sonstige nicht maligne Erkrankungen (9), maligne Neoplasien (10). Laut SGA (SGA B+C) waren 75% Patienten der Gesamtgruppe mangelernährt. Die Prävalenz der ME war in der Gruppe der Stomaträger mit 62% höher in Vergleich mit Gruppe ohne Stoma (38%). Patienten mit ME (SGA B+C) zeigten signifikant niedrigere Ergebnissee bei BMI, Albumin (p = 0,009), NRI, Phasenwinkel alpha (p = 0,04) und ECM/BCM-Index (p = 0,014). 55% der Patienten hatten mindestens eine Episode einer CRBI; innerhalb der ME-Gruppe waren dies 68%. Eine signifikant erhöhte CRBI-Prävalenz zeigte sich bei Stomaträgern (85% vs. ohne Stoma 15%), bei Patienten mit kürzerem Darm (< 100 cm 73%vs. > 100 cm 27%) und bei Patienten mit nicht-maligner Grunderkrankung (82% vs. 18% mit Malignität). Patienten mit ME zeigten ferner signifikant häufiger eine Hepatopathie (66,7%; p = 0,041).

Schlussfolgerung: ME ist bei Patienten mit KDS in hohem Maße prävalent und mit erhöhter Komplikationsrate sowie mit einem schlechteren klinischen Outcome verbunden. Eine einfache und strukturierte Ernährungsstatuserhebung zur Erfassung von ME ist mit den genannten Verfahren möglich. Dadurch können eine adäquate Therapie, regelmäßiges Monitoring sowie Komplikationsmanagement zur Verbesserung der Prognose bei KDS-Patienten adäquat gesteuert werden.