Z Gastroenterol 2013; 51 - K285
DOI: 10.1055/s-0033-1352935

Langzeit-Outcome bei chronischem Darmversagen: Charakteristika, Prognose und Komplikationen

T Krafft 1, B Knappe-Drzikova 1, D Vonderbeck 1, U Gerlach 2, K Loschen 3, KH Weylandt 1, 4, A Sturm 1, 5, B Wiedenmann 1, A Pascher 2, UF Pape 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Med. Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin, Germany
  • 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Germany
  • 3Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Germany
  • 4Interdisziplinäres Stoffwechselzentrum, Arbeitsbereich Lipidstoffwechsel, Berlin, Germany
  • 5Krankenhaus Waldfriede, Berlin, Germany

Chronisches Darmversagen (CDV) tritt aufgrund unzureichender Nährstoffaufnahme aus dem Gastrointestinaltrakt als postoperatives oder funktionelles Kurzdarmssyndrom (KDS) auf. Es bedarf daher einer regelmäßigen Ernährungstherapie häufig in Form einer totalen (TPN) oder partiellen (PPN) heim-parenteralen Ernährungstherapie (PN). Für Deutschland sind keine aktuellen Analysen bzgl. Risikofaktoren von CDV und PN sowie Outcome verfügbar.

Methoden: Retrospektive Analyse einer unizentrischen Kohorte von CDV-Patienten eines tertiären akademischen Zentrums für den Zeitraum 2004 – 2012. Charakteristika des CDV, Komplikationen und Gesamtüberleben wurden mittels Kaplan-Meier-Methode und Log-rank-Test analysiert.

Ergebnisse: 144 Pat. mit CDV (mittleres Alter bei ED 50,3 Jahre; mittleres Follow-up 45,7 Monate, Range 0,5 – 692), davon 143 mit postoperativem KDS (99%) wurden eingeschlossen. Ursache für das CDV war bei 56 Pat. ein Malignom (39%), bei den 88 nicht-malignen CDV-Pat. eine arterielle (n = 25; 17%) oder venöse (9;6%) Mesenterialischämie, postoperative Adhäsionen (16; 11%), ein M. Crohn (12; 8%), ein Volvulus (6; 4%), eine Strahlenenteritis (2; 1%) und andere Ursachen (Abdominaltrauma oder benigne Tumoren). Von 85 Pat. mit Typ-I-KDS (End-Jejunostomie) waren 79 (93%), von 26 Pat. mit Typ-II-KDS (Jejunokolostomie) 22 (85%) und von 27 Pat. mit Typ-III-KDS (Jejunoilekolostomie) 20 Pat. (74%) PN-abhängig. Während das Gesamtüberleben bei malignem signifikant kürzer als bei nicht-malignem CDV und unabhängig von CDV-Charakteristika war, so zeigt sich bei nicht-malignem CDV ein längeres Gesamtüberleben bei Kolon in Kontinuität (Typ-II/III-KDS; p = 0,027), bei fehlender Notwendigkeit für PN (p = 0,069), bei Restdünndarmlänge > 100 cm (p = 0,065), bei Fehlen von Katheter-assoziierten Infektionen (p = 0,019) und bei Abwesenheit von Indikatoren einer PN-assoziierten Hepatopathie (p = 0,002) mit entsprechend günstigeren 5-Jahresüberlebensraten.

Schlussfolgerung: Diese Analyse zeigt, dass sowohl Charakteristika des CDV als auch der Ernährungstehrapie sowie Komplikationen derselben prognostisch erheblichen Einfluss auf den klinischen Verlauf von CDV haben. Ein Verbesserung des Langzeit-Outcomes kann durch strukturiertes Monitoring und interdisziplinäres (Komplikations-) Management erreicht werden.