Z Gastroenterol 2013; 51 - K284
DOI: 10.1055/s-0033-1352934

Brauchen wir eine gender-spezifische Ernährungstherapie bei Patienten mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD)?

B Jagemann 1, E Roth 1, A Lohse 1, J Kluwe 1
  • 1Uniklinik HH-Eppendorf, I. Med Klinik, Hamburg, Germany

Einleitung: Fehlernährung und das in der Folge oft entstehende Übergewicht sind als Risikofaktoren für die Entwicklung der NAFLD bekannt. Die Basis der aktuellen Therapie sind Lebensstilveränderungen mit kalorienreduzierter Ernährung. Da die Ernährungsempfehlung sehr allgemein gehalten ist, stellt sich die Frage nach individuellen Ernährungskonzepten.

Ziel: Das Ziel unserer Studie war die Charakterisierung von sonographisch gesicherten NAFLD-Patienten mit erhöhten ALT Spiegeln, anhand von Ernährung, anthropometrischer Daten, Laborparametern und Körperzusammensetzung.

Methodik: Es wurden 43 Patienten mit Erstdiagnose NAFLD (10 Frauen, 33 Männer) in der Universitätsklinik HH-Eppendorf untersucht. Neben anthropometischen Daten und Laborparametern konnten mittels eines validierten Food-Frequency-Questionnaires (FFQ) Energieaufnahme und Nährstoffzufuhr berechnet werden. Die Körperfettmasse wurde über BIA bestimmt.

Ergebnisse: In der untersuchten Patientengruppe bestehen geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen waren bei Erstdiagnose signifikant älter als Männer (51,0 ± 12,0 vs. 40,0 ± 11,0 p = 0,009) und wiesen einen signifikant höheren BMI auf (33,9 ± 6,3 vs. 29,4 ± 3,7, p = 0,007). Daher wurde die Gruppe altersadjustiert (n = 28). Es zeigt sich, dass Männer signifikant mehr Fett (136,7 ± 46,0 vs. 95,2 ± 33,2 g/d, p = 0,017) und Protein (117,2 ± 36,7 vs. 77,7 ± 22,7, p = 0,004) zu sich nehmen. Die Kohlenhydrataufnahme unterscheidet sich nicht (347,7 ± 139,2 vs. 256,7 ± 119,4), ist aber im Vergleich gesunden Kontrollen geschlechtsübergreifend erhöht (Patienten: 2979,9 ± 1005,2 vs. Kontrollen: 2330,0 ± 677,3; p = 0,004). Die Ursache ist eine vermehrte Fructosezufuhr. Bei der Körperfettmasse gab es keine signifikanten Geschlechtsunterschiede, insgesamt aber einen erhöhten Körperfettanteil zu den geschlechtsspezifischen Referenzwerten.

Schlussfolgerung: Die Ernährungsgewohnheiten von Patienten mit NAFLD sind heterogen und zeigen geschlechtsspezifische Unterschiede. Gegenüber Gesunden ist bei NAFLD-Patienten hauptsächlich die Fructoseaufnahme gesteigert. Die Daten weisen darauf hin, dass die Ernährungstherapie bei NAFLD individualisiert werden sollte. Die Notwendigkeit für gender-spezifische Ernährungsempfehlungen liegt nahe, erfordert aber weitergehende Studien.