Z Gastroenterol 2013; 51 - K453
DOI: 10.1055/s-0033-1352927

Optimiertes ERCP-Training hands-on: komplette Diagnostik und Therapie ohne Strahlenbelastung

U Schweizer 1, F Durst 1, R Ingenpaß 1, M Vietz 2, V Aurich 2, KE Grund 1
  • 1Experimentelle Chirurgische Endoskopie, Zentrum für Medizinische Forschung der Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Germany
  • 2Institut für Informatik, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Germany

Einleitung & Ziele: Die ERCP-Ausbildung stellt ein gravierendes und bislang ungelöstes Problem dar, besonders seit dem Wegfall der diagnostischen ERCP als „Übungsfeld“.

Das ohne Zweifel unethische „Lernen am Patienten“ bedarf einer Alternative. Notwendig ist ein anatomisch korrektes Trainingsmodell, das die Wiederholung aller Interventionen und den Einsatz von herkömmlichem Equipment ohne Hygienebeschränkungen erlaubt.

Bisherige Trainingsmodelle erfüllen diese Forderungen nicht oder nur suboptimal:

  • Biomodelle: nicht-humane Anatomie, limitierte Anzahl trainierbarer Interventionen, kosten- und organisationsintensiv, hygienisch problematisch

  • Plastikmodelle: kaum realitätsnah, unzureichende entscheidende Haptik, suboptimale Hands-on-Interaktion

  • Virtuelle Computermodelle: teuer, spezielles Instrumentarium notwendig, nur bedingt realitätsnah

Methodik & Ergebnis: Mit dem Tübinger ‚Biliphanten‘ wurde ein Hands-on-Phantom mit humaner Anatomie und patientenidentischer Haptik entwickelt. Der gesamte obere GIT, das Gallengangs- und Pankreasgangsystem sind endoskopisch und radiologisch zugänglich. Tiermaterialfrei aufgebaut aus Kunststoffen und künstlichen Geweben erlaubt es den Einsatz von herkömmlichem Equipment. Individuell kombinierbare Module machen jeden Trainingsschritt beliebig oft wiederholbar.

Die aktuelle Modellgeneration ermöglicht hands-on die getrennte Sondierung beider Gangsysteme sowie Papillotomien in allen Varianten, Stenosetherapien mit Bougierung, Ballondilatation, Platzierung von Plastik- und Metallstents sowie die gesamte Palette der Steintherapie. Weitere Entwicklungen zielen auf Blutungssimulation bei der Papillotomie sowie Pankreaseingriffe hin.

Besondere Neuheit ist das ins Modell integrierte virtuelle Röntgensystem, das ein zeitlich unbegrenztes Training der wichtigsten Prozeduren ohne Strahlenbelastung erlaubt – insbesondere auch für Ärztinnen relevant.

Schlussfolgerung: Das Tübinger Hands-on-Phantom bietet eine neue Qualität für das Training der diagnostischen und therapeutischen ERCP:

  • Nachhaltiges Training an humaner Anatomie mit realistischer Haptik bei Wiederholbarkeit aller Interventionen

  • keine Strahlenbelastung

  • hygienisch und ethisch unbedenkliche Handhabung (tiermaterialfrei!) unter Verwendung normalen Equipments