Z Gastroenterol 2013; 51 - K451
DOI: 10.1055/s-0033-1352925

Das Biliary Cast Syndrom nach Lebertransplantation: Diagnose, Risikofaktoren und Prognose

T Voigtländer 1, A Negm 1, CP Strassburg 1, 2, F Lehner 3, MP Manns 1, TO Lankisch 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Germany
  • 2Universitätsklinikum Bonn, Innere Medizin I, Bonn, Germany
  • 3Medizinische Hochschule Hannover, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Hannover, Germany

Einleitung: Biliäre Komplikationen nach Lebertransplantation sind häufig und mit Verlust der Transplantatleber sowie erhöhter Mortalität assoziiert. Das Biliary Cast Syndrom (BCS) ist eine seltene, jedoch potentiell schwere Komplikation nach Transplantation. Ziel unserer Untersuchung war die Identifikation möglicher Risikofaktoren für die Entwicklung eines BCS sowie die Evaluation der Prognose von BCS Patienten.

Methoden: In einer retrospektiven Datenanalyse zwischen 2002 – 2011 wurden alle Patienten mit BCS identifiziert. Die Diagnose wurde durch die endoskopisch retrograde Cholangiografie (ERC) gestellt. Indexpatienten wurden im Verhältnis 2/1 mit einer Kontrollgruppe verglichen.

Ergebnisse: Dreißig Patienten mit BCS nach Lebertransplantation wurden identifiziert (30/887, 3,4%). 70% (21/30) dieser Patienten wurden in der „Model for Endstage Liver Disease (MELD) score“ Ära transplantiert. Die mediane Zeit bis zur BCS Diagnose nach Transplantation betrug 255 Tage (IQR 107 – 621 Tage). Suggestive Ultraschallbefunde waren lediglich bei 63% der Patienten vorhanden. Die postoperative intensivmedizinische Behandlung war bei BCS Patienten signifikant länger (p = 0,039). Die Gabe verschiedener Immunsuppressiva, die Operationszeit, die kalte und warme Ischämiezeit, Episoden einer akuten Abstoßung und Cytomegalie Virus Infektionen unterschieden sich nicht signifikant. In einer multivariaten Analyse ergab sich, dass Arteria hepatica Stenosen, biliäre Strikturen und die Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie unabhängig mit der Entwicklung eines BCS assoziiert waren (p < 0,05). BCS Patienten benötigten signifikant mehr ERC Prozeduren (p = 0,001). Die Retransplantationsrate und die 12-Monate-Mortalität unterschieden sich signifikant (p = 0,003).

Schlussfolgerung: Das BCS ist eine seltene, jedoch klinisch relevante Komplikation nach Transplantation mit erhöhter Mortalität und Transplantatversagen. Patienten mit Arteria hepatica Stenosen, biliären Strikturen und Nierenersatztherapie sind besonders gefährdet ein BCS zu entwickeln. Patienten mit diesen Risikofaktoren sollten daher engmaschig überwacht werden.