Z Gastroenterol 2013; 51 - K274
DOI: 10.1055/s-0033-1352914

Antibiotika-Therapie bei Leckagen im oberen Gastrointestinalen Trakt: Mikrobiologische Analyse von Sekret aus den Insuffizienzhöhlen sichert effektives antibiotisches Management

TJ Erichsen 1, H Lenzen 1, AA Negm 1, FA Helfritz 2, N Emmanouilidis 2, RP Vonberg 3, MP Manns 1, TO Lankisch 1
  • 1Med. Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Germany
  • 2Med. Hochschule Hannover, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Hannover, Germany
  • 3Med. Hochschule Hannover, Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Hannover, Germany

Einleitung: Die Behandlung von postoperativen Leckagen nach Operation im oberen gastrointestinalen Trakt ist eine therapeutische Herausforderung mit hoher Mortalität. Neben einer endoskopischen Diagnostik und Therapie erfolgt stets eine empirische, ungezielte antibiotische Behandlung. Ziel dieser Studie war die mikrobiologische Untersuchung von Sekret aus der Leckage im Vergleich zu Blutkulturen und deren Einfluss auf das Antibiosemanagement.

Methodik: In dieser Studie wurden während endoskopischer Eingriffe von 06/2011 bis 03/2013 bei 14 Patienten mit endoskopisch nachgewiesener Nahtinsuffizienz Sekret aus der Leckage sowie Blutkulturen gewonnen und mikrobiologisch untersucht. Zusätzlich erfolgte die Erfassung von klinischen und laborchemischen Parametern am Tage der Sekretgewinnung.

Ergebnisse: Bei 14 Patienten (12 Männer) zeigten sich bei allen eine deutliche Erhöhung des C-reaktiven Proteins (Mittlwert 202 mg/l, SD 82 mg/l), bei 9 Patienten fiel zusätzlich eine Leukozytose (64%, MW 14,7 Tsd./µl, SD 7,7 Tsd./µl) sowie bei 5 Patienten auch Fieber (35%) auf. Alle Sekrete zeigten eine Keimbesiedlung, wobei alle parallel entnommenen Blutkulturen steril blieben. Die häufigsten Keime waren Candida spp. (93%), gefolgt von Enterococcus spp. (50%) und Staphylococcus spp. (21%). Bei 13 Patienten erfolgte schon vor dem Nachweis einer Leckage (im Durchschnitt 10 ± 6 Tage nach Operation) eine empirische Antibiotikatherapie, die in 10 Fällen nach der Diagnose der Leckage noch eskaliert wurde. Die mikrobiologische Analyse des Sekrets führte zu einer Änderung der Antibiosebehandlung in allen Fällen. Dabei zeigte sich aufgrund der Antibiogramme, dass in 79% der Fälle die empirische Antibiose zu ausgedehnt war. In 9 von 13 Patienten (69%) mit Candida-Nachweis wurde eine antimykotische Behandlung begonnen.

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit Insuffizienz nach postoperativem Eingriffen auf Intensivstation ist die Keimbesiedlung der Leckagehöhlen sehr häufig. Nur die mikrobiologische Analyse des Sekrets, nicht aber die Blutkultur, sichert den Keimnachweis und damit die Möglichkeit einer effektiven antibiotischen und antimykotischen Therapie. Aufgrund des Nachweises von Candida bei fast allen Patienten mit Leckage sollte an eine frühe antimykotische Therapie gedacht werden.