Z Gastroenterol 2013; 51 - K269
DOI: 10.1055/s-0033-1352909

Das Over-The-Scope-Clip-System (OTSC®) zur Therapie der schweren GI-Blutung: Erfahrungen aus der klinischen Anwendung in 83 Fällen

T Kratt 1, D Stüker 1, F Graepler 1, A Kirschniak 2, D Wichmann 2, A Königsrainer 2, M Götz 1
  • 1Universitätsklinik Tübingen, Interdisziplinäre Endoskopie, Tübingen, Germany
  • 2Universitätsklinik Tübingen, Allgemeinchirurgie, Tübingen, Germany

Das OTSC-System (Over-The-Scope-Clip, Fa. Ovesco) ist ein endoskopisches Clip-System, welches sich seit 2006 im klinischen Einsatz befindet und vorwiegend für die Behandlung von Perforationen und postoperativen Komplikationen Verwendung findet. Zur Hämostasetherapie im GI-Trakt liegen dagegen bislang noch keine Daten eines größeren Patientenkollektivs vor, weshalb wir nach einer retrospektiven Aufarbeitung unsere Behandlungsergebnisse vorstellen möchten.

Basisdaten:

  • in 7 Jahren 83 OTSC-Applikationen (ca. 1 Fall/Monat; oberer GI-Trakt: 63%) zur Hämostase bei GI-Blutung bei 74 Patienten: 9 Pat. mit OTSC-Blutungstherapie an 2 verschiedenen Lokalisationen.

  • OTSC-Platzierung nur in Ausnahmefällen mit Zubehör (2x Anchor)

  • bei 19 Patienten zusätzliche Lokal-Therapie mit Fibrinkleber (n = 16) bzw. je einmal mittels APC, Suprarenin, Boston Clip

  • Blutungsqualität:

    • Pat. im hämorrhagischer Schock: 31,1%

    • relevante Antikoagulation (Lyse, Marcumar...): 21,6%

    • Forrest I -Blutung: 72,3%

Ergebnisse:

  • erfolgreiche Hämostase über mind. 72 Stunden: 92,8% (je 3,6% persistierende bzw. Frührezidiv-Blutung)

  • erfolgreiche Hämostase im Langzeit-Verlauf: 89,2% (ob.GIT: 86,5% bzw. unterer GIT: 93,5%)

  • OTSC-Therapie statt OP oder Angio-coiling: 35,1% aller Fälle (davon im ob.GIT: 42% bzw. im unt. GIT: 58%)

  • OTSC bei Therapieversagen konventioneller Hämostase-Methoden:

  • einzeitig (= Umstieg auf OTSC in gleicher Sitzung bei Versagen der konventionellen Therapie): 13,3% aller Fälle

  • zweizeitig (= mit OTSC therapierte Rezidivblutung nach primär „konventioneller“ Endo-Therapie): 14,5% aller Fälle

  • keine schweren Komplikationen; 3x Schleimhautriß prox. Ösophagus ohne Perforation

Analyse der 9 Fälle mit „Therapieversagen“:

  • 3 × Früh-Rezidiv-Blutung (< 72h) nach OTSC-Erstanwendung („Lernkurve“)

  • 2 × persistierende Blutung bei technischem Versagen („Blutungsquelle nicht erreichbar“)

  • 2 × Spät-Rezidiv-Blutung nach spontaner OTSC-Ablösung (2 × Ulkus duodeni)

  • 1 × persist. Blutung bei Fehlplatzierung wg. massiver Magenblutung → Not-OP

  • 1 × iatrogene Spät-Rezidiv-Blutung durch Kontroll-ÖGD (Clipentf. Ulkus duod.) → Not-OP

Fazit: Die OTSC-Therapie bei schwerer GI-Blutung hat hohe Erfolgsraten und kann Not-Operationen vermeiden helfen.