Z Gastroenterol 2013; 51 - K263
DOI: 10.1055/s-0033-1352903

Erhöhtes Risiko für endoskopische Komplikationen bei Patienten nach Nierentransplantation

H Lenzen 1, H Brümmer 1, N Cieplik 1, AA Negm 1, G Einecke 2, MP Manns 1, TO Lankisch 1
  • 1Med. Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Germany
  • 2Med. Hochschule Hannover, Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen, Hannover, Germany

Einleitung: Die Einschätzung von möglichen Komplikationen durch eine Endoskopie ist für die Indikationsstellung, Durchführung und das Komplikationsmanagement von großer Bedeutung. Die Inzidenz gastrointestinaler Erkrankungen bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung ist mit etwa 20% hoch und erfordert häufig notwendige endoskopische Untersuchungen. Ziel dieser Untersuchung war daher die Analyse von Komplikationen während endoskopischer Eingriffe bei Dialysepatienten und bei Patienten nach Nierentransplantation (NTx).

Methoden: In dem Zeitraum von 01/2001 bis 06/2012 werteten wir retrospektiv die Daten von insgesamt 417 Patienten mit dialysepflichtiger terminaler Niereninsuffizienz oder nach Nierentransplantation im Hinblick auf Anzahl und Art endoskopischer Komplikationen im Rahmen von Gastroskopie-, Koloskopie-, ERCP- und Endosonografie-Untersuchungen aus. Als Kontrollgruppe wurden 529 Patienten ohne eine chronische Nierenerkrankung gematcht.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 525 endoskopische Eingriffe bei Dialysepatienten (144 Patienten, 57% männlich), 615 bei NTx Patienten (273 Patienten, 60% männlich) sowie 806 endoskopische Eingriffe bei Kontrollpatienten (529 Patienten, 62% männlich) analysiert. Endoskopische Komplikationen traten bei NTx Patienten (21/615; 3%) signifikant häufiger im Vergleich zu Dialysepatienten (0/526; 0%) (p < 0,001) sowie Kontrollpatienten (10/806; 1%) auf (p = 0,005). Bezüglich der Komplikationsart zeigte sich die Blutung als signifikanter Unterschied bei Patienten nach NTx (10/615; 2%) im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen (Dialysepatienten: 0/526; 0%, p = 0,003 und Kontrollpatienten 2/806; 0,2%, p = 0,003). Diese Blutungen traten nach Biopsien (n = 3), Schlingenpolypektomien (n = 2), Pankreasnekrosektomien (n = 3) und mechanisch (n = 2) auf. Die Anzahl an Perforationen, Schmerzen, Cholangitiden oder Pankreatitiden waren nicht unterschiedlich. Todesfälle traten in allen drei Gruppen nicht auf.

Schlussfolgerung: Die diagnostische Endoskopie bei Dialysepatienten und bei Patienten nach NTx erscheint sicher. Komplikationen, insbesondere Blutung, treten jedoch bei endoskopischen Interventionen häufiger bei Patienten nach NTx auf. Dies sollte der Endoskopiker bei der Indikationsstellung und Durchführung endoskopischer Interventionen beachten.