Z Gastroenterol 2013; 51 - K187
DOI: 10.1055/s-0033-1352827

Die Ghrelin induzierte Nahrungsaufnahme ist unabhängig vom zentralen Dopaminsystem im Gehirn

L Frommelt 1, A Stengel 1, T Hofmann 1, M Rose 1, BF Klapp 1, P Kobelt 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Charité Mitte, CharitéCenter 12, Psychosomatik, Berlin, Germany

Einleitung: Studien berichten, dass Ghrelin, neben dem Neuropeptid Y-System, das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert und so Einfluss auf die Nahrungsaufnahme (NA) ausübt; so führt die intranukleäre Injektion von Ghrelin in die Area tegmentalis ventralis zu einer Dopamin-Freisetzung im Nukleus accumbens.

Ziel: Ziel unserer Untersuchung war zu evaluieren, ob die Freisetzung von Dopamin durch Ghrelin bei der NA tatsächlich von Bedeutung ist.

Methodik: Intrazerebroventrikulär (izv) kanülierte, ad libitum gefütterte, männliche Sprague-Dawley Ratten (300 – 350 g) erhielten intraperitoneal (ip) den Dopamin-Antagonisten Flupentixol (1 mg/kg; blockiert die Dopaminrezeptoren D1 bis D5) oder aber isotone Kochsalz-Lösung injiziert. 20 Minuten nach ip Injektion erhielten die Tiere entweder 1 µg Ghrelin oder isotone Kochsalz-Lösung izv injiziert. In einem weiteren Versuch überprüften wir die pharmakologischen Effekte von Flupentixol auf die NA in der Dunkelphase (Fressphase). Hierzu erhielten die Tiere entweder 1 mg/kg Flupentixol oder aber Kochsalzlösung unmittelbar vor Eintritt in die Dunkelphase ip injiziert. In beiden Versuchen wurde die kumulative NA gemessen.

Ergebnis: Versuch 1: Die izv Injektion von Ghrelin führte, im Vergleich zu den Kontrolltieren (nur Kochsalz oder Flupentixol erhalten), zu einer signifikanten Steigerung der NA. Interessantweise konnte auch bei den Ratten, die mit Flupentixol und Ghrelin behandelten wurden, eine signifikant gesteigerte NA beobachtet werden (Abb. 1). Versuch 2: Die Ratten, die mit Flupentixol behandelt wurden, zeigten, im Vergleich zu den Kontrolltieren (nur Kochsalz), eine signifikante Stimulation der NA in den ersten zwei Stunden und eine verminderte NA nach sieben Stunden (Abb. 2).

Abb. 1

Abb. 2

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Ghrelin vermittelte NA vom dopaminergen Transmittersystem im Gehirn unabhängig ist. Unter den von uns gewählten Versuchsbedingungen hat Ghrelin offenbar keinen Einfluss auf das Belohnungssystem. Interessant ist die Beobachtung, dass der Dopamin-Antagonist Flupentixol die NA am Beginn der Dunkelphase stimuliert. Man weiß, dass Dopamin auch an der Regulation von Sättigung involviert ist. Das „Blockieren“ des dopaminergen Systems mittels Flupentixol könnte daher das „Sättigungsgefühl“ der Tiere vermindern.