Z Gastroenterol 2013; 51 - K184
DOI: 10.1055/s-0033-1352824

Veränderungen der Darmwandmuskulatur bei der Divertikulose

I Hellwig 1, M Barrenschee 1, M Böttner 1, J Harde 1, T Becker 2, JH Egberts 2, T Wedel 1
  • 1Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Anatomisches Institut, Kiel, Germany
  • 2Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie, Campus Kiel, Kiel, Germany

Hintergrund: Die Divertikelkrankheit (DK) ist mit intestinalen Motilitätstörungen sowie Veränderungen der glatten Muskulatur und des enterischen Nervensystems assoziiert, die als mögliche pathogenetische Faktoren der DK angesehen werden. Da die enterische Myopathie bisher nur bei Divertikulitis bestätigt wurde, sollte geprüft werden, ob sich muskuläre Veränderungen auch bei reizloser Divertikulose vor und damit unabhängig von entzündlichen Prozessen nachweisen lassen.

Material und Methoden: Vollwandbiopsien des distalen Kolons von Patienten mit Divertikulose (n = 10) sowie von Kontrollpatienten (n = 17, kolorektales Karzinom) wurden histologisch und molekularbiologisch untersucht. Zur Dickenmessung der Ring- und Längsmuskulatur wurden morphometrische Techniken eingesetzt, der Bindegewebsindex innerhalb der Tunica muscularis wurde durch binäre Messungen (Bindegewebe vs. Muskulatur) bestimmt und strukturelle Muskelveränderungen wurden deskriptiv evaluiert. Genexpressionsprofile von funktionell relevanten Komponenten des glattmuskulären Apparates (α-smooth muscle actin, caldesmon, smooth muscle heavy chain) wurden durch qRT-PCR ermittelt.

Ergebnisse: Ähnlich zu vorangegangenen Untersuchungen bei Patienten mit Divertikulitis zeigten Patienten mit Divertikulose eine spezifische Herunterregulation der mRNA-Expressionsprofile aller untersuchter glattmuskulärer Marker im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Muskulatur war bei der Divertikulose-Gruppe hingegen nur geringgradig strukturell verändert („Korkenzieher“-Muskelzellen) und zeigte gegenüber der Kontrollgruppe keine Zunahme der Dicke und des Bindgewebsindex.

Zusammenfassung & Ausblick: Obwohl die Divertikulose nur mit geringgradigen morphologischen Veränderungen der enterischen Muskulatur einhergeht, ist sie durch eine signifikante Herunterregulierung von funktionell relevanten Komponenten des glattmuskulären Apparates gekennzeichnet. Die Befunde belegen damit, dass bereits in frühen Stadien der Divertikelbildung eine Muskelveränderung auf mRNA Ebene besteht und unterstützen die Hypothese, dass eine enterische Myopathie, unabhängig von und vor dem Einsetzen entzündlicher Prozesse, zur Entstehung der DK beiträgt.