Z Gastroenterol 2013; 51 - K182
DOI: 10.1055/s-0033-1352822

Calciumantagonistische Wirkungen von ethanolischem Myrrheextrakt an entzündeten Dünndarmpräparaten

C Vissiennon 1, KH Goos 2, O Goos 2, K Nieber 1
  • 1Institut für Pharmazie/Universität Leipzig, Leipzig, Germany
  • 2REPHA GmbH Biologische Arzneimittel, Langenhagen, Germany

Myrrhe bezeichnet das an der Luft gehärtete Gummiharz von Commiphora Spezies und ist ein Bestandteil des pflanzlichen Arzneimittels Myrrhinil-INTEST®, welches bei chronisch entzündlichen Veränderungen des Darms eingesetzt wird. Bisher gibt es wenige Hinweise zum Wirkmechanismus. Neben antimykotischen und antiphlogistischen Wirkungen werden calciumantagonistische und antidiarrhoische Wirkungen beschrieben [Claeson 1991].

Ziel dieser Studie war es, den calciumantagonistischen Effekt von Myrrhe an unbehandelten und entzündeten glattmuskulären Präparaten zu erforschen. Zur Verifizierung des Effektes sollte die Wirkung eines Calciumkanalagonisten (Bay K8644) untersucht werden.

Die Wirkung des ethanol. Myrrheextraktes (MY) auf den Muskeltonus und die Acetylcholin (ACh)-induzierte Kontraktion wurde durch isometrische Kontraktionsmessung an unbehandelten und entzündeten Ileum/Jejunum-Präparaten der Ratte untersucht. Die Entzündung wurde durch Instillation von 2,4,6-Trinitrobenzoesulfonsäure (10mM, 30 min) induziert. Die Präparate wurden mit steigenden MY-Konzentrationen vorbehandelt und eine Konzentrations-Wirkungskurve des L-Typ-Calciumkanalagonisten Bay K8644 erstellt.

MY verminderte konzentrationsabhängig die ACh-induzierte Kontraktion auf bis zu 25,75% für 0,99 mg/ml MY (IC50 = 0,45 mg/ml) sowie die Spontanaktivität (IC50 = 0,07 mg/ml). MY (0,15; 0,25 u. 0,35 mg/ml) führte zu einer Rechtsverschiebung der Bay K8644-Konzentrations-Wirkungskurve an unbehandelten und entzündeten Präparaten mit einer signifikanten Verschiebung der EC50-Werte. Durch Schild-Analyse wurde ein pA2-Wert von 0,93 für unbehandelte Präparate ermittelt. Steigende MY-Konzentrationen führten zu einer Verminderung des Maximaleffekts auf bis zu 25,78% (entzündet) bzw. 15,84% (unbehandelt) mit einem pD2-Wert von 0,58.

Myrrhe führt zu einer Abnahme des intestinalen Muskeltonus sowie zu einer Hemmung der ACh-induzierten Kontraktion unbehandelter und entzündeter Dünndarmpräparate durch duale calciumantagonistische Effekte. Die in Studien belegte antidiarrhoische und krampflösende Wirkung von Myrrhinil-INTEST® ist durch diese Motilitätsverminderung sowie spasmolytische Effekte zu begründen und bietet damit eine Grundlage für den Einsatz bei intestinalen Beschwerden wie z.B. Diarrhö-dominierten Reizdarmsyndrom.