Z Gastroenterol 2013; 51 - K168
DOI: 10.1055/s-0033-1352808

Wirksamkeit von Tenofovir (TDF) bei chronischer Hepatitis B (CHB) in der klinischen Praxis – 2 Jahres Daten der Deutschen Pprspektiven Multizentrischen nicht-Interventionellen Studie (NIS) „GEMINIS“

J Petersen 1, R Heyne 2, S Mauss 3, J Schlaak 4, W Schiffelholz 5, C Eisenbach 6, H Hartmann 7, M Wiese 8, K Böker 9, HF Löhr 10, C John 11, M Leuschner 12, C Trautwein 13, G Felten 7, A Trein 14, W Krause 15, S Ruppert 16, T Warger 16, D Hüppe 7
  • 1IFI Institut für Interdisziplinäre Medizin, Hamburg, Germany
  • 2Leberzentrum Checkpoint, Berlin, Germany
  • 3Zentrum für HIV und Hepatogastroenterologie, Düsseldorf, Germany
  • 4Universitätsklinikum, Essen, Germany
  • 5Gastroenterologische Schwerpunktpraxis, Augsburg, Germany
  • 6Universitätsklinikum, Heidelberg, Germany
  • 7Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis, Herne, Germany
  • 8Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis, Leipzig, Germany
  • 9Leberpraxis, Hannover, Germany
  • 10Rhein Main Medical Center, Frankfurt, Germany
  • 11Facharztpraxis für Innere Medizin, Berlin, Germany
  • 12Hepatologische Schwerpunktpraxis, Offenbach, Germany
  • 13Universitätsklinikum RWTH, Aachen, Germany
  • 14Gemeinschaftspraxis Schwabstrasse 59, Stuttgart, Germany
  • 15Internistische Hausarztpraxis, Bayreuth, Germany
  • 16Gilead Sciences, Martinsried/München, Germany

Hintergrund und Ziele: TDF stellt in klinischen Studien eine sehr wirksame Therapie der CHB dar. Kenntnisse über Langzeitwirksamkeit und Verträglichkeit in der Praxis sind jedoch limitiert.

Methoden: 400 CHB monoinfizierte, TDF-naive Patienten wurden prospektiv eingeschlossen. Wir berichten die 2-Jahresdaten.

Ergebnisse: Durchschnittsalter bei BL 45 Jahre, 69% männlich, 76% kaukasisch, 11% zirrhotisch, 69% HBeAg-, 46% nicht vorbehandelt. 92% erhielten TDF Monotherapie, bei 14% wurde eine Leberbiopsie durchgeführt; Begleiterkrankungen: Diabetes (16%), arterielle Hypertonie (14%), kardiovaskulär (11%). Virologisches Ansprechen nach 24 Monaten (HBV-DNA < 69 IU/ml): HBeAg+ Patienten (naïv/vorbehandelt) 81%/86% HBeAg- 91%/96%, bei ADV+LAM (n = 57) und ETV (n = 41) vorbehandelten Patienten 96%/92%. 20% HBeAg Serokonversion, HBsAg-Verlust 5,1% der HBeAg+. Kein virologischer Durchbruch oder Resistenz. ALT< ULN 74% Monat 24; Tendenz einer ALT Erhöhung bei adipösen Patienten (n = 31; BMI ≥30 kg/m2) trotz Virussuppression. Häufigste UAW: Müdigkeit (n = 11), Abdominalbeschwerden (n = 10), Kopfschmerzen (n = 9), Übelkeit (n = 5). 10/400 (2,5%) Patienten stoppten TDF wegen UAW. Unterbrechung von TDF > 7 d bei 24 Patienten, Hauptgründe: mangelnde Compliance (n = 7), Auslandsaufenthalt (n = 6). Unterbrechungen führten nicht zu HBsAg-Verlust, nach TDF Wiedereinnahme stets erneute Wirksamkeit. 4 Patienten im Verlauf mit add-on (3 Naive: +LAM oder +ETV; 1 LAM/ETV-Vorbehandelter: erneut +ETV), 7 Patienten mit switch (6 ETV, 1 LAM), alle aufgrund von o.g. Nebenwirkungen. CrCl (107 ± 32 – 102 ± 31 mL/min) und Serumphosphat (1,11 ± 0,2 – 1,07 ± 0,2 mmol/L) blieben stabil (BL- Monat 24). 4 renale UAW, alle nach Langzeitvorbehandlung (LAM +/- ADV) und bei Begleiterkrankungen (2xDiabetes, 2xNiereninsuffizienz, 1xZirrhose). TDF wurde in allen Fällen nicht entsprechend der Fachinformation dosiert. 5 Schwangerschaften, bei 4 wurde TDF in allen Trimestern gegeben, bei 1 im 2.+3., alle Neugeborenen waren HBsAg- und gesund.

Zusammenfassung: Nach 2 Jahren routinemäßiger Anwendung stellt TDF eine sehr wirksame CHB Behandlung dar. TDF supprimierte die HBV Replikation bei der Mehrzahl der naiven und vorbehandelten Patienten vollständig. Das Sicherheitsprofil war günstig. TDF sollte entsprechend der FI dosiert werden.