Z Gastroenterol 2013; 51 - K160
DOI: 10.1055/s-0033-1352800

35-Jahres Verlauf der chronischen Hepatitis C bei 718 Frauen der deutschen HCV (1b) Anti-D Kohorte

M Wiese 1, J Fischer 2, M Löbermann 3, U Göbel 4, K Grüngreiff 5, W Güthoff 6, U Kullig 7, F Richter 1, I Schiefke 8, H Tenckhoff 2, A Zipprich 9, T Berg 2 T Müller 2, East German HCV Study Group
  • 1Hepatologische Schwerpunktpraxis, Nordstr. 17 – 21, Leipzig, Germany
  • 2Sektion Hepatologie, Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
  • 3Abteilung für Tropenmedizin, Infektionskrankheiten und Sektion Nephrologie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Germany
  • 4Gastroenterologische Schwerpunktpraxis, Cottbus, Germany
  • 5Hepatologische Schwerpunktpraxis, Magdeburg, Germany
  • 6Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie, E.-v.-Bergmann Klinikum, Potsdam, Germany
  • 7III. Medizinische Klinik, Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, Dresden, Germany
  • 8Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Klinikum St. Georg GmbH, Leipzig, Germany
  • 9Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany

Einleitung: Es existieren nur wenige prospektive Untersuchungen zum natürlichen Verlauf der chronischen Hepatitis C Virus Infektion. Unsere bisherigen Verlaufsbeobachtungen zur Progression der Lebererkrankung bei betroffenen Frauen der deutschen HCV (1b) Anti-D Kohorte, die 1978/79 in Ostdeutschland bei einer Anti-D Immunprophylaxe iatrogen mit HCV infiziert worden waren, sprachen für einen benignen Verlauf mit langsamer Fibrose-Progression 20 Jahre bzw. 25 Jahre nach Infektion.

Ziele: Ziel unserer prospektiven, Bevölkerungs-basierten multizentrischen Studie war die Re-Evaluation des natürlichen (unbehandelten) bzw. Therapie-induzierten Verlaufs der Erkrankung in der deutschen HCV (1b) Anti-D Kohorte 35 Jahre nach Infektion.

Methodik: Insgesamt 718 Patientinnen der deutschen HCV (1b) Anti-D Kohorte beteiligten sich an unserer Studie, hierunter 189 Patientinnen mit spontaner Remission, 149 Patientinnen mit anhaltender Viruselimination (SVR) nach antiviraler Therapie, 183 Patientinnen ohne SVR nach Therapie (non-SVR) und 197 Therapie-naive Patientinnen. Klinische, laborchemische, histologische und elastographische Parameter wurden zur Beurteilung der Leberschädigung evaluiert.

Ergebnis: 35 Jahre nach Infektion zeigten 9,3% aller Patientinnen der Gesamtkohorte und 14,7% der Patientinnen mit chronischer HCV Infektion klinische Zeichen einer Leberzirrhose. Eine spontane bzw. Therapie-induzierte Viruselimination hatte einen signifikanten Effekt auf den Langzeitverlauf der Erkrankung. Die non-SVR Gruppe zeigte mit 15,3% den höchsten Anteil von Patientinnen mit klinischen Zeichen einer Leberzirrhose im Vergleich zu 6% in der SVR Gruppe und 1,1% in der Gruppe mit spontaner HCV Remission (p= 6,2 × 10-6). Das Gesamtüberleben der Patientinnen mit SVR war im Vergleich zu Therapie-naiven Patientinnen bzw. Patientinnen mit non-SVR signifikant verlängert (p= 0,027).

Schlussfolgerung: Unsere aktuelle 35 Jahre Verlaufskontrolle bestätigt eine insgesamt langsame Krankheitsprogression bei Patientinnen der deutschen HCV (1b) Anti-D Kohorte. Patientinnen ohne spontane oder Therapie-induzierte HCV RNA Elimination haben jedoch ein signifikantes und im Langzeitverlauf zunehmendes Risiko einer Zirrhoseentwicklung.