Z Gastroenterol 2013; 51 - K155
DOI: 10.1055/s-0033-1352795

Der G-1T Polymorphismus im Gen für den Farnesoid-X-Receptor prädisponiert zur spontanen bakteriellen Peritonitis bei Patienten mit Leberzirrhose und Aszites

P Lutz 1, C Berger 1, B Langhans 1, A Hoerauf 2, F Grünhage 3, B Appenrodt 3, F Lammert 3, J Nattermann 1, T Sauerbruch 4, CP Strassburg 1, U Spengler 1, HD Nischalke 1
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • 2Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie; Universistätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • 3Klinik für Innere Medizin 2, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Germany
  • 4Klinik für Gastroenterologie und Endokrinologie, Zentrum Innere Medizin, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany

Einleitung: Der Farnesoid-X-Rezeptor (FXR) ist ein nukleärer Rezeptor für Gallensäuren, der sowohl bei der Regulation des Stoffwechsels als auch bei Erkrankungen des hepatobiliären Systems eine Rolle spielt. Der rs56163822 G-1T Polymorphismus reduziert die Aktivität des Rezeptors, der die intestinale Mukosabarriere stabilisiert und die Freisetzung antimikrobileller Peptide reguliert. In einem FXR-knock-out Maus-Modell wurde eine gesteigerte intestinale Translokation von Bakterien beschrieben. Beim Menschen wird die spontane bakterielle Peritonitis (SBP) bei Patienten mit Leberzirrhose häufig durch eine intestinale bakterielle Translokation verursacht.

Ziele: Ziel ist es, den Einfluss des G-1T Polymorphismus auf die SBP-Suszeptibilität zu untersuchen.

Methodik: Aus EDTA-Blutproben von Patienten mit Leberzirrhose und Aszites (n = 267) sowie gesunden Kontrollen (n = 226) wurde DNA isoliert. Der G-1T Polymorphismus wurde mithilfe eines LightSNiP Assays auf einem Lightcycler System untersucht. Die Ergebnisse wurden mit dem Auftreten einer SBP korreliert. Zusätzlich bestimmten wir die bekannten Risiko-Polymorphismen für die SBP im TLR2- und NOD2-Gen und führten eine multivariate Regressions-Analyse durch.

Ergebnis: 192 (72%) der Patienten waren Männer, 171 (64%) hatten eine ethyltoxische Leberzirrhose. 117 (44%) hatten ein Child-Pugh-Stadium B, 134 (50%) ein Stadium C. Die Verteilung der Genotypen war im Einklang mit dem Hardy-Weinberg-Gesetz. Der GT-Genotyps war bei den Patienten mit Leberzirrhose und den gesunden Kontrollen vergleichbar häufig (3,4% und 3,5%), ein homozygoter TT Genotyp wurde nicht gefunden. Eine SBP hatten 101 Patienten (38%). Der GT-Genotyp war bei diesen Patienten deutlich häufiger als bei Patienten ohne SBP (6,9% versus 1,2%; OR = 6,1; p = 0,01). Eine multivariate Analyse bestätigte neben den bekannten Polymorphismen im TLR2- und NOD2-Gen den G-1T FXR-Polymorphismus als weiteren unabhängigen Risikofaktor für eine SBP (p = 0,02).

Schlussfolgerung: Der G-1T Polymorphismus im FXR-Gen erhöht das Risiko für Patienten mit Leberzirrhose und Aszites, an einer SBP zu erkranken. Dieses Ergebnis lässt eine Beteiligung von FXR bei der bakteriellen Translokation auch beim Menschen vermuten und eröffnet neue Perspektiven zur SBP-Prophylaxe über FXR-Modulatoren.