Z Gastroenterol 2013; 51 - K149
DOI: 10.1055/s-0033-1352789

Die HBsAg-Konzentration ist ein signifkanter Prädiktor für den Krankheitsverlauf bei Patienten mit niedrig-replikativer chronischer Hepatitis B (HBV)-Infektion

V Knop 1, J Vermehren 1, H Wedemeyer 2, S Mauss 3, D Hueppe 4, J Petersen 5, T Welzel 1, A Buslau 1, J Friess 1, S Susser 1, C Fueller 1, S Zeuzem 1, C Sarrazin 1
  • 1Klinikum der J. W. Goethe-Universität, Frankfurt, Germany
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • 3Gastroenterologische Schwerpunktpraxis, Düsseldorf, Germany
  • 4Hepatologische Schwerpunktpraxis, Herne, Germany
  • 5Asklepios Klinik St. Georg, IFI Institut, Hamburg, Germany

Es existieren nur wenige Untersuchungen zum natürlichen Verlauf der niedrig-replikativen chronischen HBV-Infektion in Europa.

Studien aus Asien zeigten, dass die HBsAg-Konzentration sowie die Ausgangsviruslast prognostisch bedeutsam sind für die weitere Krankheitsentwicklung.

Ziel der folgenden Studie war es, Parameter zu evaluieren, welche mit einem günstigen bzw progredienten Krankheitsverlauf assoziiert sind.

268 unvorbehandelte Patienten mit HBeAg-negativer chronischer HBV-Infektion wurden bisher in die Studie eingeschlossen und prospektiv untersucht. Biochemische und virologische Parameter sowie nicht-invasive Fibrosemarker wurden zu Baseline sowie 1x/Jahr während des Follow-up (FU) erfasst. Die Fibrosestadien ließen sich zu Baseline mittels FibroScan wiefolgt klassifizieren: F0/F1 (n = 235), F2 (n = 13), F3 (n = 20). Die Indikation zur antiviralen Therapie wurde bei Erreichen eines aktiven Carrierstatus (HBV DNA > 2000 U/ml, wiederholt erhöhte Transaminasen und/oder Nachweis einer fortgeschrittenen Fibrose/Zirrhose) gestellt. Verlaufsdaten nach 1 (FU1), 2 (FU2) und 3 (FU3) Jahren liegen aktuell von 172 (FU1), 113 (FU2) und 32 (FU3) Patienten vor.

Der HBsAg-Verlust betrug 2,3% (4/172) und 7% (8/113) nach 1 und 2 Jahren. Eine niedrige HBsAg-Konzentration (p < 0,004), niedrige HBV-DNA (p < 0,004), niedriger APRI-Score (p < 0,027) und niedriger ARFI-Wert waren signifikant mit einem HBsAg-Verlust assoziiert. Bei 4/113 Patienten (3,5%) kam es zu einer HBsAg Serokonversion innerhalb von 2 Jahren. Eine antivirale Therapie ist bei 4/268 Patienten nach 1 (n = 2) und 2 Jahren (n = 2) begonnen worden. Prädiktive Parameter für die Entwicklung eines aktiven Carrierstatus waren hohe HBsAg-Konzentration (p < 0,042) sowie hohe ALT (p < 0,041) und AST (p < 0,036). Eine HBsAg-Konzentration < 1000 U/ml zu Baseline war ein optimaler Cut-off-Wert für eine fehlende Aktivierung innerhalb der nächsten 2 Jahre (NPV 100%). Kein Patient entwickelte bisher eine Zirrhose oder ein HCC.

Die HBsAg-Konzentration ist ein wesentlicher Parameter zur Vorhersage des Krankheitsverlaufes bei Patienten mit niedrig-replikativer chronischer HBV-Infektion. Längeres Monitoring und größere Patientenzahlen werden zeigen, welche Faktoren für die Langzeitprognose eine Rolle spielen.