Einleitung: Die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) ist eine chronisch-cholestatische Lebererkrankung
unklarer Ätiologie. Zuverlässige serologische oder biliäre Marker zur Bestimmung der
Krankheitsaktivität und Korrelation mit klinischen Endpunkten sind derzeit nicht verfügbar.
Calprotectin ist als fäkaler Entzündungsmarker bei verschiedenen Darmerkrankungen
etabliert, wurde jedoch bisher zur Aktivitätsbestimmung der PSC nicht untersucht.
Da die Entzündung bei der PSC an den Gallenwegen stattfindet, werden vermutlich Marker
direkt in die Galle sezerniert. Daher war das Ziel dieser Studie, die Untersuchung
von Calprotectin in der Galle und im Serum bei Patienten mit PSC zur Korrelation mit
der Entzündungsaktivität und zur Beurteilung des klinischen Verlaufes.
Methoden: Calprotectinkonzentrationen wurden bei Patienten mit PSC (n = 56), Cholangiocarcinom
(CC) auf dem Boden einer PSC (CC/PSC) (n = 13), CC (n = 30) und Patienten mit Gallensteinen
(n = 38) in Galle und Serum (n = 73) bestimmt. Die PSC Patienten wurden zusätzlich,
mittels des „Mayo risk score“ (MRS), bestehend aus Patientenalter, Bilirubin, Aspartataminotransferase,
Albumin und Vorgeschichte einer Varizenblutung, eingeteilt.
Ergebnisse: Die mediane Calprotectinkonzentration in der Galle war bei PSC Patienten signifikant
erhöht (p < 0,05). Eine Einteilung nach MRS zeigte signifikant höhere Calprotectinkonzentrationen
bei Patienten mit hohem MRS (p < 0,05). Die Calprotectinwerte und der MRS korrelierten
signifikant (p < 0,05). Der Vergleich von PSC Patienten mit und ohne Vorliegen einer
chronisch-entzündlichen Darmerkrankung erbrachte keinen Unterschied. Die Calprotectinkonzentrationen
im Serum waren signifikant nur bei Patienten mit CC erhöht (p < 0,05). Es ergaben
sich jedoch keine erhöhten Konzentrationen für PSC Patienten und auch keine Korrelation
mit dem MRS.
Schlussfolgerung: Calprotectin in der Galle ist bei PSC Patienten signifikant erhöht und korreliert
mit der Krankheitsaktivität. Folglich kann Calprotectin in der Galle ein interessanter
Marker zur Bestimmung der Krankheitsaktivität mit Potenzial zum Einsatz zur therapeutischen
Verlaufskontrolle sein.