Z Gastroenterol 2013; 51 - K109
DOI: 10.1055/s-0033-1352749

Ist ein erweitertes Screening für das hepatozelluläre Karzinom sinnvoll?

SA Schmid 1, M Hager 1, M Müller 1, B Salzberger 1, G Kirchner 1
  • 1Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin 1, Regensburg, Germany

Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist der fünfthäufigste Tumor weltweit. Eine frühzeitige Diagnosestellung ist für die Prognose wichtig. Gemäß den Leitlinien sollte bei Patienten (Pat.) mit einer Leberzirrhose alle 6 Monate eine Abdomen-Sonografie und die Bestimmung des AFPs erfolgen. Ziel der Studie war es, die Effektivität des HCC-Screenings bei Zirrhose-Pat. zu untersuchen.

Patienten und Methoden: Retrospektiv wurden Daten von 308 Pat. (262 m/46w; Alter bei Erstdiagnose (ED): 64 ± 10J.) mit gesichertem HCC analysiert, welche zwischen 1991 und 2011 am Uniklinikum Regensburg hospitalisiert waren. Ausgewertet wurde, durch welche Erstsymptome oder Befunde es zum initialen V.a. ein HCC kam. Konsekutiv erfolgte die Analyse von weiteren klinischen Daten wie Überleben und Tumorstadium.

Ergebnisse: Es zeigte sich, dass lediglich 20,8% (64/308) der HCC-Erkrankungen durch das aktuelle Screening erkannt wurden. Dagegen wurden 65,6% der HCC entweder als Zufallsbefund (21,4%; 66/308), bei einer dekompensierten Leberzirrhose (11,7%; 36/308) oder bei Verschlechterung des Allgemeinzustandes (AZ) (32,5%; 100/308) entdeckt. Bei nur 2,3% (7/308) der Pat. erfolgte die Diagnosestellung durch histologische Untersuchungen im Explantat und bei 0,9% (3/308) durch extrahepatische Tumormanifestationen. Bei ca. 10% der Pat. blieb die Art der ED-stellung unklar. Nachbeobachtungszeit betrug im Median 12 Monate. Bei 54% (166/308) der Pat. war bereits vor ED des HCCs eine Leberzirrhose bekannt. Pat., bei denen das HCC zufällig diagnostiziert wurde, hatten ein signifikant längeres Überleben als Pat. mit AZ-Verschlechterung (24 vs. 9 Mon.; p < 0,01) und auch als Pat. mit ED im Rahmen des aktuellen Screenings (24 vs. 11 Mon.; p < 0,01). Ferner zeigten Pat. mit zufällig diagnostiziertem HCC einen signifikant niedrigeren CLIP-Score (im Median 1; p < 0,01) als bei Pat. bei denen das HCC im Rahmen des Screenings (CLIP-Score im Median 2) oder bei AZ-Verschlechterung (CLIP-Score im Median 3) erkannt wurde.

Schlussfolgerung: Pat., bei denen das HCC als Zufallsbefund erkannt wurde, hatten die beste Prognose. Die Überlebenszeit dieser Pat. war mehr als doppelt so lang wie bei Patienten mit ED im Rahmen des aktuellen Screenings. Eine Ausweitung des Screenings für das HCC sollte weiter evaluiert werden.