Z Gastroenterol 2013; 51 - K106
DOI: 10.1055/s-0033-1352746

Verbesserung der Dysfunktion der primären Hämostase nach erfolgreicher Lebertransplantation: Eine Analyse der in-vitro Blutungszeit mittels des Platelet Function Analyzer (PFA-100)

A Wannhoff 1, OJ Müller 2, KH Weiss 1, W Stremmel 1, P Schemmer 3, D Gotthardt 1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin IV, Heidelberg, Germany
  • 2Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin III, Heidelberg, Germany
  • 3Universitätsklinikum Heidelberg, Chirurgische Klinik, Heidelberg, Germany

Einleitung: Patienten mit Leberzirrhose weisen Veränderungen der Thrombozytenzahl und des von Willebrand-Faktor (vWF) auf. Beide sind entscheidend an der primären Hämostase beteiligt.

Ziele: Evaluation der primären Hämostase und Thrombozytenfunktion bei Patienten vor und nach Lebertransplantation.

Methodik: Bei Patienten mit Leberzirrhose und Patienten nach Lebertransplantation wurde als Maß der primären Hämostase die PFA-100-Verschlusszeit (in-vitro Blutungszeit) nach Stimulation mit Kollagen-Epinephrin (Col-Epi, Norm < 160 s), bzw. Kollagen-ADP (Col-ADP, Norm < 118 s) gemessen. Zusätzlich wurden ein Blutbild, vWF-Antigen (vWF-Ag) und -Aktivität (vWF-Akt) bestimmt.

Ergebnis: Die 57 Patienten mit Leberzirrhose (Child A/B/C: n = 13/26/18) wiesen mittlere (± SD) Verschlusszeiten von 176 ± 61 s (Col-Epi) und 159 ± 73 s (Col-ADP) auf, 29 von 57 (50,9%) und 29 von 48 (60,4%) Resultate waren erhöht für Col-Epi, bzw. Col-ADP. Die Thrombozytenzahl lag bei 118 ± 67/nl, der Hämatokrit bei 0,338 ± 0,064 sowie vWF-Ag bei 393,8 ± 209,2% und vWF-Akt bei 314,1 ± 174,6%. In thrombozytopenen (< 150/nl) Patienten waren normale Verschlusszeiten mit höheren vWF-Ag-Leveln assoziiert (494,8 ± 269,7% vs. 351,4 ± 129,5%; p = 0,039). Auch bei Patienten mit normaler Thrombozyten > 150/nl und Hämatokrit > 0,27 waren 38,5% (Col-Epi) und 27,3% (Col-ADP) der Verschlusszeiten pathologisch. 18 Patienten nach Lebertransplantation hatten Verschlusszeiten von 141 ± 34 s (Col-Epi) und 99 ± 22 s (Col-ADP) (p = 0,003 und p < 0,001 vs. Leberzirrhose), es traten weniger pathologische Resultate auf (Chi-Quadrat: p = 0,086 und p = 0,006). Die Patienten hatten signifikant höhere Thrombozytenzahl (214 ± 113/nl; p = 0,002) und Hämatokrit (0,401 ± 0,056; p < 0,001) sowie niedrigere vWF-Ag-Level (218,7± 117,6%; p = 0,003) und vWF-Akt-Level (209,6 ± 90,3%;p = 0,018) als Patienten vor Transplantation.

Schlussfolgerung: Patienten mit Leberzirrhose weisen eine Störung der primären Hämostase auf, die sich nach erfolgreicher Lebertransplantation bessert. Dies ist möglicherweise durch eine höhere Thrombozytenzahl und Hämatokrit bedingt. Erhöhte vWF-Level sind bei Patienten mit Leberzirrhose und Thrombozytopenie mit einem Erhalt einer normalen in-vitro Blutungszeit assoziiert.