Einleitung: Metformin ist ein breit angewendetes Antidiabetikum mit guter Verträglichkeit und
mit nachgewiesenen antitumorigenen Effekten in verschiedensten Tumorentitäten. Neuroendokrine
Tumore (NETs) umfassen eine heterogene Gruppe von Tumoren; der mTOR Inhibitor Everolimus
wird im metastasierten Stadium zur Therapie eingesetzt. Bei der Multiplen Endokrine
Neoplasie Typ1 (MEN1) ist das Vorgehen bei funktionell nicht aktiven NETs des Pankreas
< 2 cm kontrovers bzgl. früher Operation vs. watch and wait Strategie.
Ziele: Untersuchung der Effekte von Metformin auf die Zellproliferation und auf intrazelluläre
Signalmechanismen in neuroendokrinen Tumorzellen.
Methodik: Die Zellproliferation wurde durch Zellviabilitätbestimmungen und durch Zellzählungen
evaluiert. Zellzyklusanalysen wurden mittels FACS und die Aktivierung von intrazellulären
Signalproteinen mittels Western blot bestimmt.
Ergebnis: Die Behandlung von humanen NET-Zellinien (BON1, NCI-H727 und GOT1) mit Metformin
(0,1 – 10mM) führte zu einer dosisabhängigen Hemmung der Zellproliferation. Metformin
führte zur Induktion der AMPK-Phosphorylierung in BON1- und GOT1-Zellen, aber zur
Hemmung von AMPK in bronchopulmonalen NCI-H727-Zellen, hinweisend auf AMPK-abhängige
und AMPK-unabhängige Wirkung in NETs unterschiedlichen Ursprungs. Metformin führte
zur Hemmung der mTORC1-Signalkaskade in allen 3 Tumorzelltypen (Hemmung von 4EBP1,
pP70S6K und S6 Phosphorylierung) mit kompensatorischer AKT-Aktivität. Metformin führte
zur Steigerung der ERK-Phosphorylierung in BON1- und NCI-H727-Zellen aber zur Hemmung
von ERK in GOT1-Zellen. Alle 3 Tumorzellarten sprachen allerdings auf Metformin mit
einer deutlichen Steigerung der GSK3-Phosphorylierung, hinweisend auf eine zentrale
Rolle von GSK3 bei der Metformin-induzierten Signaltransduktion in neuroendokrinen
Tumorzellen. Die Metformin-induzierte Hemmung der Zellproliferation war assoziiert
mit Apoptose nur bei den GOT1-Zellen, welche eine Erhöhung der sub-G0/1-Fraktion und
PARP-cleavage zeigten.
Schlussfolgerung: In dieser Studie zeigen wir erstmalig antiproliferative Effekte von Metformin in
neuroendokrinen Tumorzellen. Weitere Studien sind notwendig zur Evaluation von Metformin
als potenzielles adjuvantes Therapeutikum bei sporadischen oder MEN1-assoziierten
NETs.